Medikamente gegen Endometriose – ein Überblick
Die medikamentöse Therapie gegen Endometriose verfolgt das Ziel, Schmerzen zu lindern, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und in manchen Fällen die Fruchtbarkeit zu verbessern. Sie kann allein oder begleitend zu einer Operation eingesetzt werden.
Wirkstoffklasse |
Beispielpräparate |
Wirkmechanismus |
Besonderheiten / Einschränkungen |
NSAR |
Ibuprofen, Naproxen |
Hemmung von Entzündungsmediatoren (Prostaglandine) |
Akut wirksam, keine krankheitsmodifizierende Wirkung |
Gestagene |
Dienogest, Norethisteron |
Gegenspieler von Östrogen, hemmt Endometriumwachstum |
Günstig für Langzeittherapie, oft gut verträglich |
Kombinierte Kontrazeptiva |
Ethinylestradiol + Levonorgestrel |
Ovulationshemmung, Zykluskontrolle |
Nicht bei Kinderwunsch, erhöhtes Thromboserisiko |
GnRH-Analoga |
Leuprorelin, Triptorelin |
Hormoneller Suppressionszustand („künstliche Menopause“) |
Begrenzte Therapiedauer, Add-back-Therapie notwendig |
GnRH-Antagonisten |
Elagolix, Linzagolix (z. B. Yselty®) |
Schnell einsetzende Östrogenreduktion |
Neuere Substanzklasse, gut steuerbar, Kombinationstherapie empfohlen |
SPRMs (Selektive Progesteronrezeptor-Modulatoren) |
UPA (nicht zugelassen bei Endometriose) |
Blockierung der Progesteronwirkung |
Forschung läuft, keine Zulassung zur Endometriose-Behandlung |
Hinweis zu Langzeittherapien:
Hormonelle Präparate eignen sich insbesondere zur langfristigen Krankheitskontrolle, allerdings sollte die Therapie regelmäßig ärztlich überprüft werden – insbesondere im Hinblick auf Knochengesundheit, Zyklusverhalten und Nebenwirkungen.
Wichtig: Bei Patientinnen mit vaginaler Schleimhautbeteiligung, Trockenheit oder schmerzhaften Symptomen im Intimbereich können zusätzlich Medizinprodukte wie CANNEFF® Vaginalzäpfchen mit CBD und Hyaluronsäure zum Einsatz kommen. Diese lindern lokale Beschwerden und unterstützen die Schleimhautregeneration.
Welche Medikamente helfen bei Endometriose-Schmerzen?
Zur Linderung von Endometriose-Schmerzen kommen in erster Linie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und hormonelle Wirkstoffe zum Einsatz. Während NSAR akute Beschwerden bekämpfen, zielen Hormonpräparate darauf ab, das Wachstum der Endometriose-Herde zu hemmen und Schmerzen langfristig zu reduzieren. Entscheidend ist eine individuelle Auswahl je nach Schmerzintensität, Zyklusabhängigkeit und Begleiterkrankungen.
Zur gezielten Linderung von Endometriose-Schmerzen werden Medikamente eingesetzt, die sowohl akute Schmerzsignale als auch die hormonelle Aktivität der Herde beeinflussen. Die Auswahl erfolgt abhängig vom Schmerztyp: zyklisch, chronisch, lokalisiert oder diffus.
Differenzierung nach Schmerztyp und Medikamentenwirkung
Schmerzcharakter |
Therapeutischer Ansatz |
Geeignete Substanzklassen |
Zyklisch-entzündlich |
Entzündungshemmung, Prostaglandinhemmung |
NSAR (z.B. Naproxen, Ibuprofen) |
Hormonabhängig |
Suppression der Östrogenwirkung |
Gestagene, GnRH-Analoga/-Antagonisten |
Chronisch-neuropathisch |
Modulation des Schmerzgedächtnisses |
Off-Label: Amitriptylin, Gabapentin (in Rücksprache) |
Lokal-vaginal |
Symptomkontrolle bei Schleimhautreizung |
Nicht jeder Schmerz bei Endometriose ist hormonell bedingt. Bei langjährigen Verläufen können sich zentralisierte Schmerzen (chronisches Schmerzgedächtnis) entwickeln, die auf NSAR oder Hormontherapie nicht ausreichend ansprechen. In solchen Fällen ist eine Anpassung der Medikation in Kombination mit Schmerzpsychotherapie sinnvoll.
Hormonpräparate bei Endometriose: Wirkung & Nebenwirkungen
Hormonpräparate sind eine zentrale Säule der medikamentösen Endometriose-Therapie. Sie wirken, indem sie das hormonelle Umfeld so verändern, dass das Wachstum von Endometriose-Herden gehemmt und Entzündungen reduziert werden. Ziel ist eine künstlich herbeigeführte Östrogenunterdrückung – mit unterschiedlichen Wirkmechanismen und Nebenwirkungsprofilen.
Überblick über gängige Hormonpräparate bei Endometriose
Wirkstoffklasse |
Wirkprinzip |
Beispielpräparate |
Häufige Nebenwirkungen |
Gestagene |
Dauerhafte Einnahme unterdrückt Eisprung, senkt Östrogen |
Dienogest, Norethisteron |
Zwischenblutungen, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen |
Kombinierte orale Kontrazeptiva |
Unterdrückung des Zyklus durch Östrogen-Gestagen-Kombination |
Ethinylestradiol + Levonorgestrel |
Brustspannen, Übelkeit, Thromboserisiko (leicht erhöht) |
GnRH-Analoga |
Blockade der Hypophysen-Hormonachse → „künstlicher Wechsel“ |
Leuprorelin, Buserelin |
Hitzewallungen, Knochendichteverlust, depressive Verstimmung |
GnRH-Antagonisten |
Direkte Hemmung der GnRH-Rezeptoren |
Relugolix, Linzagolix |
Weniger starke Nebenwirkungen, aber ggf. teuer |
Intrauterinsysteme |
Lokale Hormonabgabe in die Gebärmutter |
Levonorgestrel-Spirale (z. B. Mirena®) |
Schmierblutungen, unregelmäßige Zyklen zu Beginn |
Was ist bei der Wahl zu beachten?
- Gestagene gelten als gut verträglich für die Langzeittherapie, insbesondere Dienogest.
- GnRH-Analoga/-Antagonisten kommen bei schweren oder therapieresistenten Fällen zum Einsatz – möglichst mit „Add-back-Therapie“ (z. B. niedrig dosiertes Estradiol), um Nebenwirkungen zu minimieren.
- Kombinierte Präparate eignen sich vor allem bei zusätzlichem Bedarf an Verhütung.
- Bei Kinderwunsch sind Hormonpräparate kontraindiziert, da sie die Fruchtbarkeit vorübergehend hemmen.
Schmerzmittel bei Endometriose richtig einsetzen
Schmerzmittel gehören zur Basistherapie bei Endometriose, insbesondere bei akuten Beschwerden. Sie lindern die Symptome, bekämpfen jedoch nicht die Ursache der Erkrankung. Ein gezielter, verantwortungsvoller Einsatz ist daher wichtig – idealerweise eingebettet in ein ganzheitliches Behandlungskonzept.
Wirkstoffgruppe |
Beispiele |
Wirkung |
Einsatzempfehlung |
NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) |
Ibuprofen, Naproxen, Diclofenac |
Entzündungshemmend, schmerzlindernd |
Erste Wahl bei leichten bis mäßigen Schmerzen; möglichst frühzeitig im Zyklus einnehmen |
COX-2-Hemmer |
Celecoxib, Etoricoxib |
Selektive Entzündungshemmung, magenschonender |
Alternative bei Magenproblemen durch NSAR |
Paracetamol |
Paracetamol |
Reine Schmerzreduktion ohne Entzündungshemmung |
Geringere Wirkung; eher bei Unverträglichkeit anderer Mittel |
Metamizol (rezeptpflichtig) |
Novalgin |
Stark schmerzlindernd, auch krampflösend |
Bei stärkeren Beschwerden unter ärztlicher Kontrolle |
Opioide (nur in Ausnahmefällen) |
Tramadol, Tilidin |
Stark analgetisch, zentral wirksam |
Kurzfristig bei therapieresistenten Schmerzen; nicht für Daueranwendung |
Anwendungshinweise
- Frühzeitig einnehmen: NSAR wirken besser, wenn sie vor Einsetzen der Schmerzen genommen werden.
- Nicht dauerhaft verwenden: Chronische Einnahme kann zu Magen-, Leber- und Nierenschäden führen.
- Ärztlich begleitet dosieren: Bei Bedarf kann eine Rotation von Wirkstoffen erfolgen, um Nebenwirkungen zu minimieren.
- Kombinieren mit Hormontherapie: Schmerzmittel alleine reichen oft nicht aus – sie sollten Teil eines übergeordneten Behandlungsplans sein.
Neue Medikamente zur Endometriose-Behandlung in Entwicklung
Die Behandlung von Endometriose entwickelt sich kontinuierlich weiter. Während klassische Hormontherapien oft wirksam, aber nicht nebenwirkungsfrei sind, richten sich neue Medikamente gezielt gegen die zugrunde liegenden Mechanismen der Erkrankung. Ziel ist es, die Lebensqualität zu verbessern – bei möglichst guter Verträglichkeit und geringem Einfluss auf die Fruchtbarkeit.
Wirkstoff / Ansatz |
Wirkmechanismus |
Entwicklungsstatus |
Besonderheiten |
Linzagolix (Yselty®) |
GnRH-Antagonist: senkt gezielt Östrogenspiegel |
EU-Zulassung 2024 |
Orale Einnahme, individuell dosierbar |
Relugolix |
GnRH-Antagonist, ähnlich Linzagolix |
In Studien zur Endometriose |
Bereits zugelassen bei Uterusmyomen |
BAY2395840 (Bayer) |
Antikörper gegen Chemerin-Rezeptor |
Klinische Phase I |
Hemmt spezifisch entzündliche Prozesse |
4-Hydroxyindol (experimentell) |
Mikrobiom-Metabolit: reduziert Herde im Tiermodell |
Präklinische Forschung |
Mikrobiom-Ansatz für zukünftige Therapie |
Epigenetische Modulatoren |
Regulation krankhafter Genexpression |
Grundlagenforschung |
Perspektivisch für personalisierte Therapien |
CBD + Hyaluronsäure: entzündungshemmend, schmerzlindernd |
Medizinprodukt – klinische Studie zu Endometriose |
Hormonfrei, bereits zugelassen bei Schleimhautreizung & Schmerzen |
|
Immunmodulatoren (z. B. Anti-TNF) |
Zielgerichtete Hemmung entzündungsfördernder Zytokine |
Frühe Studien |
Neue Option bei immunologischer Beteiligung |
Pille, Gestagene, GnRH – was passt zu mir?
Die Wahl des geeigneten Hormonpräparats zur Behandlung von Endometriose richtet sich nach dem individuellen Beschwerdebild, dem Alter, eventuellen Kontraindikationen und insbesondere dem Kinderwunsch. Ziel ist die Hemmung der Östrogenwirkung, um das Wachstum der Endometriose-Herde zu stoppen und Schmerzen zu lindern.
Präparat |
Wirkprinzip |
Besonders geeignet für |
Kombinierte Pille |
Östrogen + Gestagen – hemmt Eisprung und Schleimhautaufbau |
Frauen ohne Kinderwunsch mit regelmäßigem Zyklus |
Gestagen-Monotherapie |
Nur Gestagen – dauerhafte hormonelle Unterdrückung |
Frauen mit erhöhtem Thromboserisiko oder Östrogenunverträglichkeit |
GnRH-Analoga |
Tiefgreifende Östrogensuppression (künstliche Menopause) |
Schwere Endometriose ohne aktuellen Kinderwunsch |
GnRH-Antagonisten |
Schnelle, kontrollierte Östrogensenkung |
Moderne Option bei starker Symptomatik |
Medikamentöse Langzeittherapie bei Endometriose
Medikamentöse Langzeittherapie bei Endometriose zielt darauf ab, Beschwerden dauerhaft zu lindern und Rückfällen nach einer Operation vorzubeugen. Dafür kommen v. a. Gestagene oder niedrig dosierte GnRH-Antagonisten zum Einsatz. Sie unterdrücken das hormonelle Umfeld, das das Wachstum der Endometriose-Herde begünstigt.
Langzeittherapien sind wirksam, bergen aber Nebenwirkungsrisiken wie Zyklusstörungen, Knochendichteverlust (bei GnRH) oder Stimmungsschwankungen. Eine regelmäßige ärztliche Kontrolle ist deshalb essenziell. Die Therapiedauer richtet sich individuell nach Symptomverlauf, Verträglichkeit und Kinderwunsch.
Wie lange sollte man Medikamente gegen Endometriose nehmen?
Die Dauer einer medikamentösen Behandlung bei Endometriose hängt vom Präparat, dem Beschwerdebild und individuellen Faktoren wie Alter oder Kinderwunsch ab. In der Regel wird eine Hormontherapie über mehrere Monate bis Jahre eingesetzt – solange sie gut vertragen wird und wirkt.
Bei GnRH-Analoga ist die Behandlungsdauer meist auf 6 Monate begrenzt, oft mit Add-back-Therapie. Gestagene oder die Antibabypille können langfristig eingenommen werden, ebenso wie nicht-hormonelle Schmerzmittel bei Bedarf. Regelmäßige ärztliche Kontrolle ist unerlässlich.
Endometriose ohne Hormone behandeln – geht das?
Ja, eine Behandlung von Endometriose ohne Hormone ist möglich – vor allem zur Linderung von Schmerzen und Verbesserung der Lebensqualität. Allerdings ersetzt sie keine ursächliche Therapie bei stark ausgeprägten hormonabhängigen Herden. Nicht-hormonelle Ansätze kommen insbesondere dann infrage, wenn hormonelle Therapien nicht vertragen werden oder ein Kinderwunsch besteht.
Nicht-hormonelle Behandlungsoptionen im Überblick:
Therapieform |
Einsatzgebiet |
NSAR (z. B. Ibuprofen, Naproxen) |
Akute Schmerzlinderung bei Regelschmerzen |
Medizinprodukte wie CANNEFF® Zäpfchen |
Lokale Entzündungshemmung und Schmerzlinderung bei Schleimhautreizung (rektal oder vaginal) |
Physiotherapie |
Beckenbodenspannung, Bewegungsförderung |
Ernährungstherapie |
Entzündungshemmende Diät, Histamin- oder Glutenreduktion |
Komplementärmedizin |
Akupunktur, Yoga, TENS, Osteopathie |
Psychologische Begleitung |
Schmerzverarbeitung, Umgang mit chronischer Erkrankung |