Was ist PMDS und wie unterscheidet es sich von PMS?
Die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) – im internationalen Sprachgebrauch auch Premenstrual Dysphoric Disorder (PMDD) – ist eine schwere, neurobiologisch bedingte Zyklusstörung, die psychische und teilweise auch körperliche Symptome verursacht. Sie tritt typischerweise in der Lutealphase, also der zweiten Zyklushälfte nach dem Eisprung, auf und endet mit dem Einsetzen der Menstruation oder wenige Tage danach.
Während PMS (prämenstruelles Syndrom) häufig milde bis moderate Beschwerden umfasst – etwa Brustspannen, Stimmungsschwankungen, Wassereinlagerungen oder Reizbarkeit –, ist PMDS eine eigenständige, medizinisch anerkannte Erkrankung mit einem klar definierten klinischen Bild. Seit der Einführung des DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual psychischer Störungen) und der ICD-11 (Internationale Klassifikation der Krankheiten) wird PMDS als behandlungsbedürftige Störung geführt.
Vergleich von PMS und PMDS
Merkmal |
PMS – Prämenstruelles Syndrom |
PMDS – Prämenstruelle Dysphorische Störung |
Auftreten |
2. Zyklushälfte, wenige Tage vor der Periode |
2. Zyklushälfte, meist ab Eisprung bis Menstruationsbeginn |
Häufigkeit |
Bis zu 75 % aller menstruierenden Frauen |
Ca. 3–8 % aller menstruierenden Frauen |
Beschwerdebild |
Körperlich und emotional, meist milde bis moderate |
Vorwiegend psychisch, stark ausgeprägt |
Psychische Symptome |
Reizbarkeit, Weinerlichkeit, Stimmungsschwankungen |
Depression, Wutanfälle, Suizidgedanken, Kontrollverlust |
Alltagsbeeinträchtigung |
Eher gering bis moderat |
Deutlich, oft massive Einschränkungen im Berufs- und Privatleben |
Diagnosestatus |
Keine klare klinische Diagnose, eher ein Sammelbegriff |
Offizielle Diagnose nach DSM-5 und ICD-11 |
Therapieansätze |
Lebensstil, Ernährung, pflanzliche Mittel |
Zusätzlich Psychotherapie, Hormontherapie, ggf. Antidepressiva |
Zusammenfassung
PMDS ist mehr als „nur“ ein PMS: Es handelt sich um eine schwerwiegende, zyklusabhängige affektive Störung, die psychisch stark belastend ist und häufig zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führt. Während PMS vielen Frauen vertraut ist und meist mit nicht-medikamentösen Mitteln bewältigt werden kann, erfordert PMDS häufig eine differenzierte medizinische und psychotherapeutische Behandlung.
Wie häufig ist die prämenstruelle dysphorische Störung?
Die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) ist eine deutlich seltener diagnostizierte, aber klinisch bedeutsame Form zyklusabhängiger Beschwerden. Sie betrifft vor allem Frauen im gebärfähigen Alter und gilt als schwerste Ausprägung des prämenstruellen Syndroms (PMS). Obwohl die Erkrankung erst in jüngerer Zeit stärker wissenschaftlich untersucht und diagnostisch erfasst wird, existieren mittlerweile belastbare epidemiologische Daten.
Verbreitung in Zahlen
Kategorie |
Anteil betroffener Frauen (geschätzt) |
Leichte bis moderate PMS-Symptome |
Bis zu 75 % aller menstruierenden Frauen |
Klinisch relevantes PMS |
Etwa 20–30 % |
Leichte Form von PMDS |
Ca. 5–8 % |
Schwere Form der PMDS |
Etwa 2–5 % (diagnosefähig nach DSM-5) |
Weltweite Prävalenz (geschätzt) |
Rund 3–8 % aller menstruierenden Personen weltweit |
Diese Zahlen beruhen auf einer Kombination aus klinischen Studien, epidemiologischen Erhebungen und Erfahrungswerten aus gynäkologischen und psychosomatischen Praxen. Die genaue Prävalenz schwankt dabei je nach Methodik und Definition der Diagnosekriterien.
Ursachen für die hohe Dunkelziffer
Die tatsächliche Zahl betroffener Frauen könnte deutlich höher liegen, da PMDS oft:
-
nicht erkannt wird,
-
falsch diagnostiziert wird (z.B. als depressive Episode),
-
oder von Betroffenen nicht gemeldet wird – aus Scham, Unwissen oder weil die Beschwerden als „normal“ abgetan werden.
Insbesondere in Ländern, in denen der ICD-11 noch nicht flächendeckend umgesetzt wurde oder das Thema Menstruationsgesundheit tabuisiert ist, bleibt PMDS häufig unerkannt und unbehandelt.
Welche Ursachen hat PMDS?
Die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) ist keine Einbildung, keine Charakterschwäche und keine rein psychologische Reaktion auf Stress. Sie ist eine neurobiologisch begründbare, zyklusabhängige affektive Störung, deren Ursachen sich aus einem komplexen Zusammenspiel genetischer, hormoneller und neurologischer Faktoren ergeben. Während die genauen Mechanismen noch nicht vollständig entschlüsselt sind, liefert die moderne Forschung wichtige Erkenntnisse zur Entstehung.
Die wichtigsten Ursachen von PMDS im Überblick
Ursache/Faktor |
Beschreibung |
Hormonempfindlichkeit |
Überempfindliche Reaktion des Gehirns auf normale Schwankungen von Östrogen und Progesteron in der zweiten Zyklushälfte. |
Neurotransmitter-Störung |
Verminderte Serotoninaktivität durch erhöhte Transporterdichte vor der Menstruation – führt zu depressiven Symptomen. |
Allopregnanolon |
Progesteron-Metabolit beeinflusst den GABA-A-Rezeptor negativ – bei PMDS besteht eine erhöhte neuronale Sensitivität. |
Genetische Prädisposition |
Studien belegen eine familiäre Häufung. Genetische Unterschiede in Zellantworten auf Sexualhormone sind nachweisbar. |
Stress & psychosoziale Faktoren |
Chronischer Stress, belastende Lebenssituationen oder Traumata können die Symptomatik verstärken. |
Vulnerabilität nach Geburten |
Hormonelle Umstellungen nach Schwangerschaften begünstigen häufig das erstmalige Auftreten der PMDS. |
Neurobiologische Erkenntnisse: Was passiert im Gehirn?
Neuere Studien, etwa des Max-Planck-Instituts Leipzig, zeigen, dass Frauen mit PMDS in der zweiten Zyklushälfte eine erhöhte Dichte von Serotonintransportern im Gehirn aufweisen. Dadurch wird weniger Serotonin an den Synapsen zur Signalübertragung bereitgestellt, was depressive Verstimmungen, Reizbarkeit und emotionale Instabilität fördert.
Zudem reagiert das zentrale Nervensystem betroffener Frauen überempfindlich auf Allopregnanolon, einen neuroaktiven Metaboliten des Hormons Progesteron, der über die GABA-A-Rezeptoren wirkt. Diese Fehlregulation kann Ängste, Kontrollverlust und Reizbarkeit hervorrufen – typische PMDS-Symptome.
PMDS ist keine Hormonstörung – sondern eine Störung der Hormonverarbeitung
Ein entscheidender Punkt: Bei PMDS liegen die Hormonspiegel (z. B. Östrogen, Progesteron) im Labor in der Regel im Normbereich. Die Ursache liegt nicht in einem Mangel oder Überschuss, sondern in der abnormen Reaktion des Gehirns auf diese natürlichen Schwankungen.
Welche Rolle spielt der Zyklus bei PMDS?
Die Menstruationszyklusphasen sind der zentrale Auslöser für die Symptome der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS). PMDS ist streng zyklusabhängig – das bedeutet: Die Beschwerden treten regelmäßig in der zweiten Zyklushälfte, also nach dem Eisprung bis wenige Tage nach Einsetzen der Menstruation, auf. Danach klingen sie meist schlagartig ab, bis der nächste Zyklus beginnt. Dieses wiederkehrende Muster ist nicht nur diagnostisch wegweisend, sondern unterscheidet PMDS auch deutlich von anderen psychischen Erkrankungen.
Zyklusphasen und PMDS-Symptome
Zyklusphase |
Hormonveränderung |
Wirkung bei PMDS |
Follikelphase |
Östrogen steigt, Progesteron niedrig |
Wohlbefinden meist stabil, Symptome nicht vorhanden |
Ovulation (Eisprung) |
Plötzlicher Östrogenabfall |
Erste Vorboten möglich: Reizbarkeit, emotionale Labilität |
Lutealphase |
Progesteron steigt stark an, dann sinkt |
Hauptphase der PMDS-Symptome: Depression, Wut, Ängste |
Menstruation |
Abfall von Östrogen & Progesteron |
Symptome lassen meist nach oder verschwinden vollständig |
Warum reagiert das Gehirn auf den Zyklus so empfindlich?
Frauen mit PMDS reagieren nicht auf abnorme Hormonspiegel, sondern auf normale hormonelle Schwankungen in übersteigerter Weise. Insbesondere:
-
Allopregnanolon, ein Abbauprodukt von Progesteron, wirkt bei empfindlichen Frauen paradox negativ auf den GABA-A-Rezeptor, was Angst und Unruhe fördert.
-
Östrogen beeinflusst den Serotoninstoffwechsel. Der Östrogenabfall vor der Periode kann zu einem funktionellen Serotoninmangel führen – mit depressiven Folgen.
-
In der Lutealphase (ca. Tag 14–28 des Zyklus) kommt es dadurch zu einer neurochemischen Dysbalance, die PMDS-Symptome auslöst.
Besonderheit: Plötzliche Besserung nach Zykluswechsel
Ein diagnosetypisches Merkmal von PMDS ist die plötzliche psychische Stabilisierung nach Beginn der Menstruation. Viele Betroffene beschreiben dies als "klarer Kopf", "wie aufwachen", "endlich wieder ich selbst" – was die Diskrepanz zwischen den Zyklusphasen besonders deutlich macht.
Welche Symptome sind typisch für PMDS?
Die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) ist durch eine Vielzahl an stark ausgeprägten, zyklusabhängigen Symptomen gekennzeichnet – vor allem psychischer Natur, aber auch mit körperlichen Begleiterscheinungen. Sie treten regelmäßig in der zweiten Zyklushälfte auf, verschärfen sich bis kurz vor der Menstruation und klingen dann meist abrupt wieder ab.
Im Gegensatz zum „klassischen“ PMS, bei dem körperliche Beschwerden wie Brustspannen oder Wassereinlagerungen im Vordergrund stehen, dominieren bei PMDS emotionale, affektive und verhaltensbezogene Symptome, die das alltägliche Leben, Beziehungen und die Arbeitsfähigkeit erheblich beeinträchtigen können.
Übersicht der typischen PMDS-Symptome nach DSM-5
Symptomkategorie |
Typische Symptome |
Affektive Symptome |
- Depressive Verstimmungen - Gefühle von Hoffnungslosigkeit - Selbstwertprobleme - Suizidgedanken |
Emotionale Labilität |
- Plötzliche Traurigkeit - Weinen ohne ersichtlichen Grund - Überempfindlichkeit gegenüber Zurückweisung |
Reizbarkeit & Wut |
- Starke Gereiztheit - Aggressivität - Wutausbrüche, auch gegenüber nahestehenden Personen |
Angst & Anspannung |
- Innere Unruhe - Nervosität - übersteigerte Ängste |
Kognitive Beeinträchtigung |
- Konzentrationsstörungen - Gefühl geistiger Überforderung - Desinteresse an Alltag und Hobbys |
Körperliche Symptome |
- Brustspannen/-schmerzen - Kopfschmerzen - Muskel-/Gelenkschmerzen - Völlegefühl, Gewichtszunahme |
Verhaltensänderungen |
- Sozialer Rückzug - Verlust der Kontrolle - Appetitveränderungen (Heißhunger, Überessen) - Schlafstörungen (Insomnie oder Hypersomnie) |
Diagnostische Kriterien: Wie viele Symptome müssen vorliegen?
Laut DSM-5 müssen für die Diagnose von PMDS:
-
mindestens 5 Symptome aus der obigen Liste regelmäßig auftreten,
-
davon mindestens ein aus den Bereichen depressive Stimmung, Reizbarkeit, Angst oder emotionaler Labilität stammen,
-
und zwar in der Woche vor der Menstruation, mit Rückbildung nach Beginn der Blutung.
Diese Beschwerden müssen in mehr als zwei Zyklen dokumentiert worden sein (z. B. durch ein Zyklustagebuch) und zu einer deutlichen Beeinträchtigung des sozialen und beruflichen Lebens führen.
Besondere Hinweise
-
Die Symptomstärke kann von Zyklus zu Zyklus variieren und wird häufig durch Stress, Schlafmangel oder hormonelle Umstellungen (z. B. nach Geburt, nach Absetzen der Pille) verstärkt.
-
Betroffene berichten häufig von einem Gefühl, nicht sie selbst zu sein – das "Dr. Jekyll & Mr. Hyde"-Phänomen wird oft als treffendes Bild verwendet.
-
In schweren Fällen kann es zu emotionalen Kontrollverlusten kommen, etwa aggressivem Verhalten gegenüber Partnern oder Kindern.
Wie wird PMDS diagnostiziert?
Die Diagnose der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS) erfordert Sorgfalt, Geduld und systematische Beobachtung. Anders als viele körperliche Erkrankungen lässt sich PMDS nicht durch einen Bluttest oder bildgebende Verfahren nachweisen. Stattdessen basiert die Diagnosestellung auf einem festgelegten Symptomkatalog und dem zeitlichen Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus.
Offizielle Diagnosekriterien nach DSM-5
Die aktuell maßgeblichen Diagnosekriterien stammen aus dem DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 5. Auflage). Diese gelten weltweit als Standard zur Erkennung psychischer und psychosomatischer Erkrankungen. In der ICD-11, dem ab 2022 gültigen internationalen Diagnoseklassifikationssystem, ist PMDS ebenfalls erstmals mit eigenem Schlüssel erfasst.
Kriterium |
Beschreibung |
A |
Mindestens 5 Symptome müssen während der letzten Woche vor der Menstruation auftreten und innerhalb weniger Tage nach Beginn der Blutung deutlich abklingen. |
B |
Mindestens eines der Symptome muss aus den Bereichen depressive Stimmung, Reizbarkeit, Angst oder Stimmungslabilität stammen. |
C |
Die Symptome führen zu einer signifikanten Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen oder schulischen Bereichen. |
D |
Die Symptomatik darf nicht besser durch eine andere psychische Störung (z. B. Depression, Angststörung) erklärt werden. |
E |
Die Symptome müssen über mindestens zwei Menstruationszyklen hinweg dokumentiert worden sein. |
Das wichtigste Instrument: Das Zyklustagebuch
Die Diagnose PMDS kann nicht retrospektiv oder aus dem Bauchgefühl gestellt werden. Ein Zyklustagebuch ist zwingend erforderlich. Es dokumentiert täglich über mindestens zwei bis drei Monate hinweg:
- Stimmungslage
- körperliche Symptome
- Schlaf, Energielevel, Appetit
- Auswirkungen auf Beruf, Beziehungen, Freizeit
Spezielle PMDS-Zyklustagebücher sind als PDF oder App verfügbar – empfehlenswert sind vor allem strukturierte Vorlagen aus der gynäkologischen Psychosomatik.
Vorteil |
Nutzen für Diagnose und Therapie |
Objektivität |
Belegt zyklusabhängige Symptomschwankungen |
Differenzierung |
Hilft, PMDS von Depression oder Angststörung abzugrenzen |
Selbstbeobachtung |
Fördert Selbstwahrnehmung und stärkt Eigenkompetenz |
Therapiekontrolle |
Bewertet Fortschritt unter medikamentöser oder psychologischer Behandlung |
Abgrenzung zu anderen Erkrankungen
Eine große diagnostische Herausforderung besteht in der Abgrenzung zu anderen psychischen Erkrankungen, insbesondere:
- Depressionen oder Dysthymien
- Angststörungen
- Borderline-Persönlichkeitsstörung
- Prämenstruelle Exazerbation (PME) – Verschlechterung einer bereits bestehenden Störung in der Lutealphase
Entscheidendes Kriterium: Bei PMDS tritt in der follikulären Phase (also nach der Menstruation) eine vollständige oder nahezu vollständige Remission der Symptome ein – bei anderen Störungen bleiben die Beschwerden hingegen bestehen.
Wie verläuft PMDS über die Jahre hinweg?
Die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) zeigt einen individuell sehr variablen Verlauf, der eng mit hormonellen Umstellungen, Lebensphasen und psychosozialen Belastungen verknüpft ist. Während manche Frauen bereits kurz nach der Menarche erste zyklusabhängige Symptome entwickeln, tritt die manifeste PMDS häufig erst Jahre später auf – oft nach gravierenden hormonellen Veränderungen wie einer Schwangerschaft, Geburt, dem Absetzen der Pille oder in der Perimenopause.
Typischer Verlauf im Lebenszyklus
Lebensphase |
Möglicher Einfluss auf PMDS-Verlauf |
Adoleszenz / Pubertät |
Erste hormonelle Schwankungen, PMS möglich; PMDS selten |
20er–30er Jahre |
Stabilisierung oder erstes Auftreten, z. B. nach Absetzen der Pille |
Nach Schwangerschaft / Geburt |
Häufiger Beginn oder Verschärfung der Symptome durch massive Hormonumstellungen |
30er–40er Jahre |
Häufigste Zeit für klinisch manifeste PMDS, oft in Verbindung mit Alltagsbelastung |
Perimenopause |
Schwankende Symptome durch instabile Hormonlage; oft Verschärfung oder Neuauftreten |
Postmenopause |
In der Regel spontane Besserung oder vollständiges Abklingen der PMDS |
Einflussfaktoren auf den Verlauf
Der Verlauf von PMDS wird nicht allein biologisch gesteuert. Auch psychosoziale Faktoren, etwa chronischer Stress, fehlende Erholungszeiten, übermäßige Verantwortung (z. B. durch Mutterschaft und Beruf), fehlende Selbstfürsorge oder belastende Beziehungen, spielen eine Rolle bei der Symptomverstärkung.
Hinzu kommen individuelle körperliche Voraussetzungen wie:
- genetische Prädisposition
- Sensitivität auf Allopregnanolon
- Belastungen im Serotonin-Gleichgewicht
- frühere psychische Erkrankungen (z. B. Depression, Trauma)
Prognose: Dauerhafte Erkrankung oder vorübergehende Störung?
PMDS ist nicht zwangsläufig ein dauerhaftes Krankheitsbild. Viele Frauen berichten von einer deutlichen Verbesserung oder vollständigen Remission:
- nach einer konsequenten Behandlung (z. B. Antidepressiva, Langzyklus-Pille, Verhaltenstherapie)
- durch Veränderungen im Lebensstil, Selbstfürsorge und Stressmanagement
- nach der hormonellen Umstellung in den Wechseljahren
In manchen Fällen kann jedoch ein Wiederaufflammen auftreten, etwa bei:
- starker beruflicher oder familiärer Belastung
- unzureichender Therapieadhärenz
-
fehlender Zyklusbeobachtung oder Selbstregulation
Zyklusmanagement als langfristige Strategie
Viele Betroffene entwickeln im Laufe der Zeit ein individuelles Symptomverständnis und Selbstmanagement, das ihnen erlaubt, den Verlauf ihrer PMDS bewusst zu beeinflussen – etwa durch:
- vorausschauende Zyklusplanung
- gezielte Pausen oder reduzierte Arbeitsbelastung in der Lutealphase
- intermittierende oder flexible Medikation
- bewährte Coping-Strategien (z. B. Yoga, Achtsamkeit, Therapie)
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei PMDS?
Die Behandlung der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS) erfordert ein individuell abgestimmtes, multimodales Therapiekonzept, das sowohl die neurobiologische Ursache als auch die psychosozialen Belastungsfaktoren berücksichtigt. Ziel ist es, die ausgeprägten Symptome in der zweiten Zyklushälfte zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern.
Da PMDS in seiner Ursache keine klassische Hormonstörung, sondern eine abnorme Reaktion des Gehirns auf normale Hormonschwankungen darstellt, unterscheidet sich die Behandlung von der herkömmlichen PMS-Therapie.
Übersicht der Behandlungsmöglichkeiten bei PMDS
Therapieansatz |
Methode/Behandlung |
Wirkprinzip/Ziel |
Lebensstiloptimierung |
Bewegung, Ernährung, Stressreduktion, Schlafhygiene, Achtsamkeit |
Regulation des hormonellen Gleichgewichts, Stabilisierung des Nervensystems |
Zyklustagebuch & Psychoedukation |
Dokumentation & Aufklärung durch Ärzt:innen oder Therapeut:innen |
Förderung der Selbstwahrnehmung und aktiven Mitgestaltung des eigenen Zyklus |
Hormontherapie |
Einnahme von Kombinationspräparaten (Pille) im Langzyklus – ohne Pause |
Vermeidung zyklischer Hormonspitzen, Stabilisierung des neuroendokrinen Systems |
SSRI (Antidepressiva) |
Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wie Fluoxetin, Sertralin, Citalopram (kontinuierlich oder intermittierend) |
Verbesserung der Serotoninverfügbarkeit, Reduktion von Depression & Reizbarkeit |
Psychotherapie |
Verhaltenstherapie, ggf. in Kombination mit Entspannungstechniken (z. B. PMR, Achtsamkeitstraining) |
Aufbau emotionaler Regulation, Erlernen von Coping-Strategien |
Phytotherapie & Mikronährstoffe |
Mönchspfeffer, Kurkuma, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B6, Magnesium |
Unterstützung des hormonellen Gleichgewichts, entzündungshemmend, stimmungsaufhellend |
Kombinationstherapie |
Pille + SSRI, ggf. ergänzt durch Verhaltenstherapie |
Synergieeffekt bei schwerer PMDS |
SSRI bei PMDS – kontinuierlich oder intermittierend?
Ein besonders wirksamer Therapieansatz sind SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer). Sie verbessern die Signalübertragung des Serotonins im Gehirn und wirken damit den depressiven und affektiven Symptomen entgegen. Studien zeigen:
- kontinuierliche Gabe über den gesamten Zyklus ist besonders in der Akutphase wirksam,
- bei Stabilisierung kann auf eine intermittierende Einnahme (nur Lutealphase) umgestellt werden,
-
der Wirkungseintritt erfolgt oft schneller als bei klassischen Depressionen – teils innerhalb weniger Tage.
Wirkstoff |
Besonderheit |
Fluoxetin |
In den USA speziell für PMDS zugelassen |
Sertralin |
Gute Verträglichkeit, oft erste Wahl |
Citalopram |
Geringes Nebenwirkungsprofil |
Paroxetin |
Stark wirksam, aber evtl. mehr Nebenwirkungen |
Escitalopram |
Gut steuerbar, auch für Intervalltherapie geeignet |
Wann ist eine Hormontherapie sinnvoll?
Die Einnahme von hormonellen Kontrazeptiva im Langzyklus, also ohne Einnahmepause, kann bei vielen Frauen die zyklusbedingten Schwankungen ausgleichen und so die PMDS-Symptomatik verbessern. Entscheidend ist dabei die sorgfältige Auswahl des Präparats unter Berücksichtigung von:
- Kontraindikationen (z. B. Thromboserisiko)
- Familienanamnese
- Alter & Lebensphase
- individueller Verträglichkeit
Ganzheitliche Maßnahmen & Selbsthilfe
Neben medizinischen Behandlungen profitieren viele Frauen zusätzlich von:
- sanfter Bewegung (z. B. Spaziergänge, Yoga)
- achtsamer Ernährung (blutzuckerstabilisierend, entzündungshemmend)
- gezielter Selbstfürsorge (z. B. Ruhephasen in der Lutealphase)
-
Entlastung im Alltag durch bewusstere Zyklusplanung
Hilft die Pille gegen PMDS?
Ja, die Pille kann bei PMDS hilfreich sein, allerdings nicht bei allen Betroffenen und nicht in jeder Form der Anwendung. Wichtig ist: Die Pille hilft nicht deshalb, weil sie Hormone zuführt, sondern weil sie – richtig eingesetzt – den natürlichen Zyklus unterdrückt und somit die hormonellen Schwankungen vermeidet, die für die Beschwerden bei der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS) verantwortlich sind.
Wirkprinzip der Pille bei PMDS
Bei Frauen mit PMDS reagiert das Gehirn überempfindlich auf hormonelle Schwankungen, insbesondere auf:
- den Anstieg und Abfall von Progesteron,
- den Abbauprodukt Allopregnanolon,
- und den Wechsel im Östrogenspiegel.
Durch die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel – speziell Kombinationspräparate mit Östrogen und Gestagen – kann der Zyklus artifiziell stabilisiert oder ganz ausgeschaltet werden.
Anwendung im Langzyklus: Effektiver als der klassische 21/7-Rhythmus
Um die hormonellen Schwankungen möglichst gering zu halten, wird bei PMDS eine Einnahme im sogenannten Langzyklus empfohlen. Das bedeutet: Die Pille wird durchgängig ohne Pausen eingenommen, also über mehrere Monate hinweg, ohne Blutungsintervall.
Einnahmeform |
Wirkung bei PMDS |
Empfehlung |
21/7-Regel (klassisch) |
Hormonabfall in der Pause → Symptome möglich |
Nicht empfohlen bei PMDS |
Langzyklus (z. B. 3–6 Monate durchgehend) |
Keine Schwankungen, stabile Hormonlage |
Bevorzugt empfohlen bei PMDS |
Kontinuierlicher Zyklus (ohne Unterbrechung) |
Maximale Stabilität, keine Entzugsblutung |
Für schwere PMDS-Verläufe sinnvoll |
Studienlage & Praxiserfahrungen
- Klinische Studien belegen, dass speziell drospirenonhaltige Pillen (z. B. mit Ethinylestradiol + Drospirenon) positive Effekte auf Stimmung und Reizbarkeit haben.
- Die Pille zeigt nicht bei allen Frauen Wirkung – insbesondere wenn die Ursache stärker neurobiologisch geprägt ist.
- Manche Frauen lehnen Hormone ab oder haben Kontraindikationen (z. B. Migräne mit Aura, erhöhtes Thromboserisiko, Nikotinkonsum).
Vorteile und Grenzen der Pille bei PMDS
Vorteile |
Grenzen |
Hormonelle Stabilität |
Nicht alle Frauen sprechen auf die Hormontherapie an |
Reduktion oder Vermeidung zyklusabhängiger Symptome |
Nebenwirkungen (z. B. Stimmungseinbruch, Libidoverlust) möglich |
Praktikable Einnahmeform mit Langzeiteffekt |
Nicht geeignet bei Kinderwunsch oder bestimmten Risikofaktoren |
Kombination mit SSRI möglich |
Wirksamkeit hängt vom Präparat und individueller Reaktion ab |
Wann werden Antidepressiva bei PMDS eingesetzt?
Antidepressiva kommen bei PMDS zum Einsatz, wenn die psychischen Symptome – wie Depression, Reizbarkeit, Wut oder Angst – stark ausgeprägt sind und andere Maßnahmen (z. B. Lebensstiländerungen, Hormontherapie) nicht ausreichen. Eingesetzt werden vor allem SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) wie Fluoxetin, Sertralin oder Citalopram.
Sie können entweder:
- kontinuierlich über den gesamten Zyklus eingenommen werden (v. a. zu Beginn der Behandlung), oder
-
intermittierend, also nur in der zweiten Zyklushälfte, was Nebenwirkungen reduziert.
SSRI wirken bei PMDS oft schneller als bei klassischen Depressionen – teilweise innerhalb weniger Tage. Sie gelten bei schwerer PMDS als erste Wahl, besonders wenn depressive Verstimmungen oder Kontrollverlust dominieren.
Welche pflanzlichen Mittel helfen bei PMDS?
Bei der Behandlung der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS) suchen viele Betroffene nach pflanzlichen Alternativen zu konventionellen Medikamenten. Einige pflanzliche Präparate haben sich als potenziell hilfreich erwiesen:
Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus): Dieses pflanzliche Mittel wird häufig zur Behandlung von Menstruationsstörungen eingesetzt. Studien deuten darauf hin, dass Mönchspfeffer insbesondere bei Brustspannen und anderen PMS-Symptomen lindernd wirken kann.
Johanniskraut: Bekannt für seine antidepressive Wirkung, wird Johanniskraut manchmal zur Behandlung von Stimmungsschwankungen im Zusammenhang mit PMS und PMDS verwendet. Allerdings kann es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten geben, daher sollte die Einnahme ärztlich abgesprochen werden.
Nachtkerzenöl: Reich an Gamma-Linolensäure, wird Nachtkerzenöl eingesetzt, um hormonelle Schwankungen auszugleichen und Symptome wie Reizbarkeit und Brustspannen zu reduzieren.
Safran: Einige Untersuchungen legen nahe, dass Safran positive Effekte auf depressive Verstimmungen und prämenstruelle Beschwerden haben kann.
Maca und Ashwagandha: Diese adaptogenen Pflanzen werden traditionell verwendet, um hormonelle Balance zu fördern und können sowohl bei PMS- als auch bei PMDS-Beschwerden unterstützend wirken.
CANNEFF® Zäpfchen und die Rolle von CBD
CANNEFF® bietet Medizinprodukte an, die Cannabidiol (CBD) enthalten, eine nicht-psychoaktive Verbindung aus der Hanfpflanze. CBD zeigt in Studien eine modulierende Wirkung auf das GABA-System, welches eine zentrale Rolle bei der Regulation von Angst und Stress spielt, insbesondere die extrasynaptischen GABAA Rezeptoren, die auch von Allopregnanolonen moduliert werden. Durch die positive allosterische Modulation bestimmter GABAA-Rezeptoren kann CBD beruhigende Effekte hervorrufen, die bei PMDS-Betroffenen hilfreich sein könnten. Ein wirksamer Mechanismus wäre aus biologischer Sicht durchaus plausibel, jedoch gibt es bisher noch keine klinischen Belege.
Obwohl viele Frauen von pflanzlichen Präparaten profitieren, ist die klinische Evidenz für einige dieser Mittel begrenzt. Zudem können pflanzliche Arzneien Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben oder Nebenwirkungen verursachen. Daher ist es essenziell, vor der Einnahme solcher Präparate eine Ärztin oder einen Arzt zu konsultieren, um individuelle Risiken und Nutzen
Was können Betroffene selbst tun, um ihre Symptome zu lindern?
Frauen mit PMDS sind nicht machtlos – im Gegenteil: Ein bewusster Umgang mit dem eigenen Zyklus, gezielte Lebensstilveränderungen und unterstützende Maßnahmen können wesentlich dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern. Ziel ist es, die emotionale Belastung in der zweiten Zyklushälfte zu verringern, die Resilienz zu stärken und den Alltag besser zu bewältigen. Zwar ersetzt Selbsthilfe keine medizinische Behandlung bei schwerer PMDS, doch sie kann eine entscheidende Ergänzung sein.
Übersicht: Selbsthilfestrategien bei PMDS
Bereich |
Empfohlene Maßnahmen |
Zyklusbewusstsein |
Führen eines Zyklustagebuchs, um Muster zu erkennen und Symptome besser zu planen |
Stressreduktion |
Achtsamkeitstraining, Meditation, Atemübungen, progressive Muskelentspannung |
Bewegung |
Moderate Bewegung (z. B. Yoga, Spaziergänge, Schwimmen) – reduziert Cortisol, stabilisiert Stimmung |
Ernährung |
Blutzuckerstabile Ernährung, Omega-3-Fettsäuren, wenig Zucker, Alkohol, Koffein und stark verarbeitete Lebensmittel |
Pflanzenkraft |
Mönchspfeffer, Kurkuma, Safran, Magnesium, Vitamin B6 – gezielt und nach Rücksprache mit Fachpersonen |
Soziale Selbstfürsorge |
Rückzug, wenn nötig – aber kein sozialer Isolation; offenes Gespräch mit Partner:innen und Familie |
Alltagsstruktur |
Kritische Termine nach Möglichkeit nicht in die Lutealphase legen; Puffer einplanen |
Ressourcenpflege |
Aktivitäten, die guttun – Musik, kreative Hobbys, Natur, Tagebuchschreiben, Wohlfühlrituale |
Zyklusbasierte Lebensgestaltung
Ein besonders wirksamer Selbsthilfeansatz ist das sogenannte zyklusbasierte Zeitmanagement. Dabei werden arbeitsintensive Phasen bewusst in die erste Zyklushälfte gelegt, während die zweite Hälfte gezielt zur Regeneration und Rückbesinnung genutzt wird. Dies kann helfen, emotionale Überforderung zu vermeiden und das Gefühl von Kontrolle zurückzugewinnen.
CBD-Zäpfchen als begleitende Maßnahme
Wie bereits im vorherigen Abschnitt erwähnt, können auch CANNEFF® Vaginalzäpfchen mit CBD und Hyaluronsäure unterstützend eingesetzt werden – insbesondere in der zweiten Zyklushälfte. CBD moduliert das GABAA System, welches bei PMDS eine zentrale Rolle spielt, und kann so beruhigend und ausgleichend wirken. Diese pflanzlich-medizinische Ergänzung ist rezeptfrei erhältlich, aber sollte im Idealfall in eine ganzheitliche Strategie eingebettet werden. Klinische Studien haben gezeigt, dass bei menopausalen Frauen CANNEFF CBD Zäpfchen, physiologische Symptome der Wechseljahre unter anderem innere Unruhe, Schlafstörungen oder Hitzewallungen verbessern und die Lebensqualität der Frauen erhöhen können.
Warum wird PMDS oft nicht erkannt oder ernst genommen?
Trotz ihrer klaren Definition in den internationalen Klassifikationssystemen DSM-5 und ICD-11 wird die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) in der klinischen Praxis noch immer häufig übersehen oder bagatellisiert. Die Gründe dafür sind vielfältig – sie reichen von mangelnder fachlicher Ausbildung über gesellschaftliche Tabus bis hin zur medizinischen Fehlwahrnehmung zyklusabhängiger Symptome.
Gründe für die mangelnde Anerkennung von PMDS
Ursache |
Auswirkung auf die Diagnose und Behandlung |
Unzureichende ärztliche Ausbildung |
PMDS wird im Medizinstudium und in der gynäkologischen Fachausbildung oft nur am Rande behandelt. |
Veraltete Diagnosesysteme |
In der ICD-10 gab es keine eigenständige PMDS-Diagnose – erst mit der ICD-11 wurde dies korrigiert. |
Tabuisierung der Menstruation |
Menstruationsbedingte Beschwerden gelten häufig als „normal“ und werden verharmlost. |
Fehldiagnosen |
PMDS wird oft fälschlich als Depression, Angststörung oder Persönlichkeitsstörung eingeordnet. |
Unspezifische Symptome |
Viele Symptome (z. B. Reizbarkeit, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme) wirken zunächst unspezifisch. |
Zyklusbezug wird nicht erkannt |
Ohne Zyklustagebuch bleibt der zeitliche Zusammenhang zwischen Symptomen und Menstruation unklar. |
Stigmatisierung emotionaler Frauen |
Emotionale Schwankungen werden als übertrieben oder „hysterisch“ abgetan – besonders bei Frauen. |
Gesellschaftliche und psychologische Aspekte
- „So ist das eben bei Frauen“ – viele Betroffene hören diesen Satz von Ärzt:innen, Partnern oder Kolleg:innen. Diese Haltung führt dazu, dass Beschwerden nicht ernst genommen, sondern pathologisiert oder ignoriert werden.
- Viele Frauen schämen sich, über ihre Symptome zu sprechen – insbesondere, wenn sie starke Wut, Suizidgedanken oder Aggressivität betreffen.
- In der Folge entsteht ein Gefühl von Isolation und Selbstzweifel – obwohl die Ursache biologisch begründet und medizinisch anerkannt ist.
Konsequenzen der verspäteten Diagnose
Ein langer Leidensweg ist für viele Frauen mit PMDS typisch. Häufig werden mehrere Fachärzt:innen konsultiert, bevor die korrekte Diagnose gestellt wird. In dieser Zeit:
- verschlechtern sich Beziehungen und die berufliche Leistungsfähigkeit,
- entstehen sekundäre psychische Belastungen wie Angst vor Kontrollverlust oder depressive Episoden,
- sinkt das Vertrauen in medizinische Hilfe und in den eigenen Körper.
Welche Fachärzte behandeln PMDS?
Die Behandlung der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS) liegt fachlich im Grenzbereich zwischen Gynäkologie, Psychosomatik und Psychiatrie. Daher ist es verständlich, dass viele Betroffene sich unsicher sind, an wen sie sich wenden sollen. Die richtige Anlaufstelle hängt häufig vom Schweregrad der Symptome, dem bisherigen Behandlungsverlauf und der individuellen Lebenssituation ab.
Fachrichtung |
Zuständigkeit und Rolle bei PMDS |
Gynäkologin/Gynäkologe |
Erste Ansprechpartner: Zyklusdiagnostik, hormonelle Behandlung (z. B. Pille im Langzyklus), Verordnung pflanzlicher Präparate |
Fachärzt:in für Psychiatrie |
Beurteilung und Verordnung von Antidepressiva (SSRI) bei schwerer psychischer Symptomatik |
Psychotherapeut:in (VT/Psychodynamisch) |
Unterstützung bei emotionaler Regulation, Selbstmanagement, Stressverarbeitung |
Psychosomatische Medizin |
Kombination aus psychotherapeutischem und medizinischem Ansatz – besonders geeignet bei PMDS |
Hausärztin/Hausarzt |
Einstieg in die Versorgung, Ausstellung von Überweisungen, Basisberatung |
Warum Gynäkolog:innen oft (noch) zögern
Obwohl PMDS eindeutig im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus steht, fühlen sich viele Gynäkolog:innen unsicher bei der Behandlung, insbesondere wenn es um psychische Symptome oder die Verordnung von SSRI geht. Gründe dafür sind:
- fehlende Ausbildung im Umgang mit affektiven Störungen,
- Unsicherheit beim Umgang mit psychopharmakologischen Therapieoptionen,
-
veraltete Diagnosesysteme (ICD-10 enthielt PMDS nicht als eigenständige Diagnose).
Interdisziplinäre Versorgung als Ideal
In schweren Fällen ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ideal – beispielsweise zwischen Gynäkolog:innen, Psychotherapeut:innen und Psychiater:innen. So kann eine ganzheitliche Betreuung erfolgen, die sowohl die hormonelle als auch die emotionale und soziale Dimension berücksichtigt.
Spezialisierte Zentren, etwa für psychosomatische Gynäkologie oder seelische Frauengesundheit (z.B. in Universitätskliniken), bieten oft eine integrierte Versorgung für PMDS an.
Gibt es Hoffnung auf eine bessere Versorgung bei PMDS?
Ja – die Versorgungslage für Frauen mit PMDS verbessert sich schrittweise, auch wenn es in vielen Bereichen noch erheblichen Aufholbedarf gibt. Dank medizinischer Fortschritte, neuer Klassifikationen und wachsendem öffentlichen Bewusstsein wird die prämenstruelle dysphorische Störung zunehmend als reale, behandlungsbedürftige Erkrankung anerkannt – nicht nur von Fachpersonen, sondern auch gesellschaftlich.
Drei zentrale Fortschritte in der PMDS-Versorgung
Entwicklung |
Bedeutung für die Versorgung |
Einführung der PMDS in die ICD-11 |
Seit 2022 ist PMDS im internationalen Diagnosekatalog eigenständig klassifiziert → bessere Kodierung & Abrechnungsmöglichkeiten |
Zunahme an Forschung und Aufklärung |
Neue Studien zu Neurobiologie, Hormonrezeptoren und Therapiemöglichkeiten → mehr Fachwissen und gezieltere Therapien |
Wachsende öffentliche Aufmerksamkeit |
Medien, Bücher und Online-Plattformen thematisieren PMDS → Tabubruch und mehr Selbsthilfeangebote |
Hoffnungsträger in Diagnostik und Therapie
- Zyklustagebücher und spezialisierte Apps helfen heute, Symptome präzise zu erfassen – Grundlage für eine korrekte Diagnose.
- Neue SSRI-Strategien (z. B. intermittierende Einnahme) ermöglichen individuell angepasste Therapien mit weniger Nebenwirkungen.
- Zunehmende gynäkologische Psychosomatik in Kliniken verbessert die interdisziplinäre Betreuung.
- Aufnahme in Leitlinien und Weiterbildungsangebote für Ärzt:innen fördern das Verständnis für zyklusabhängige affektive Störungen.
Herausforderungen bleiben – aber Bewusstsein wächst
Trotz dieser Fortschritte wird PMDS:
- noch immer zu selten korrekt diagnostiziert,
- häufig mit Depression oder Burnout verwechselt,
-
und von manchen Fachpersonen als "übertrieben" wahrgenommen.
Doch das ändert sich. Immer mehr Frauen berichten offen über ihre Erfahrungen.