Welche ersten Anzeichen können auf Endometriose hindeuten?
Frühe Anzeichen einer Endometriose sind häufig zyklusabhängige Unterbauchschmerzen, starke Regelschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie Verdauungs- oder Harnwegssymptome rund um die Menstruation. Auch unspezifische Beschwerden wie Müdigkeit oder Erschöpfung können Hinweise auf ein frühes Krankheitsstadium sein.
Frühwarnzeichen der Endometriose im Überblick
Endometriose kann sich bereits kurz nach der Menarche – also der ersten Regelblutung – bemerkbar machen. Viele Symptome ähneln zunächst normalen Regelschmerzen, treten aber intensiver, länger oder in ungewöhnlichen Kontexten auf.
Symptom |
Häufigkeit bei Endometriose |
Hinweis auf frühes Stadium |
Krampfartige Schmerzen vor und während der Periode |
Sehr häufig |
Ja |
Häufig |
Ja |
|
Rückenschmerzen, zyklusabhängig |
Häufig |
Ja |
Schmerzen beim Stuhlgang oder Wasserlassen (zyklisch) |
Möglich |
Möglicherweise |
Starke oder verlängerte Monatsblutung |
Häufig |
Ja |
Übelkeit, Durchfall, Blähbauch während der Menstruation |
Gelegentlich |
Teilweise |
Müdigkeit, Erschöpfung (Fatigue) |
Sehr häufig, aber unspezifisch |
Häufig übersehen |
Zyklusunabhängige Unterbauchschmerzen |
Fortgeschrittenes Stadium |
Möglich, bei früher Nervenirritation |
Hinweis auf versteckte Frühformen
-
Tiefinfiltrierende Endometriose kann bereits in jungen Jahren zu Schmerzen beim Sitzen, Verstopfung oder Ausstrahlung in Rücken und Beine führen.
-
Adenomyose (Endometriose in der Gebärmutterwand) äußert sich oft durch lange und schmerzhafte Menstruationsblutungen.
Wer regelmäßig unter starken Regelschmerzen, zyklusabhängigen Rückenschmerzen oder Beschwerden beim Stuhlgang leidet, sollte frühzeitig ärztliche Abklärung suchen – besonders, wenn Schmerzmittel kaum Wirkung zeigen. Eine systematische Symptomdokumentation, z. B. in einem Zyklustagebuch, kann die Früherkennung erleichtern und den Weg zur Diagnose verkürzen.
Wie unterscheidet man Endometriose-Schmerzen von normalen Regelschmerzen?
Endometriose-Schmerzen sind meist stärker, beginnen früher im Zyklus, halten länger an und lassen sich schlechter mit Schmerzmitteln kontrollieren als normale Regelschmerzen. Zudem treten sie häufig außerhalb der Menstruation auf oder betreffen auch andere Körperregionen wie Rücken, Darm oder Blase.
Vergleich: Normale Regelschmerzen vs. Endometriose-Schmerzen
Merkmal |
Normale Regelschmerzen |
Endometriose-Schmerzen |
Beginn der Schmerzen |
Mit Einsetzen der Periode |
Tage vor der Menstruation, oft anhaltend |
Schmerzintensität |
Leicht bis mäßig |
Mittel bis stark, oft kaum mit NSAR behandelbar |
Dauer der Schmerzen |
1–2 Tage |
Mehrere Tage bis dauerhaft (chronisch) |
Ort der Schmerzen |
Unterbauch |
Unterbauch, Rücken, Leisten, Beine, Schulter, After |
Begleitbeschwerden |
Selten |
Müdigkeit, Übelkeit, Schmerzen beim Sex/Stuhlgang/Urinieren |
Zyklusabhängigkeit |
Stark gebunden an Periode |
Kann auch außerhalb der Periode auftreten |
Ansprechen auf Schmerzmittel |
Gute Wirkung von Ibuprofen oder Naproxen |
Oft unzureichende Linderung mit Standardmedikation |
Weitere Hinweise auf Endometriose:
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)
- Druckgefühl oder Schmerzen beim Stuhlgang/Wasserlassen
- Zunehmende Schmerzintensität über Monate oder Jahre hinweg
- Schul- oder Arbeitsunfähigkeit an mehreren Tagen im Monat
Während normale Regelschmerzen meist gut beherrschbar und auf die Menstruation begrenzt sind, zeigen Endometriose-Schmerzen ein komplexeres, intensiveres und oft auch chronisches Beschwerdebild. Frauen mit auffälligem Schmerzverlauf sollten gynäkologisch abgeklärt werden – insbesondere bei therapieresistenter oder zyklusunabhängiger Symptomatik.
Welche unspezifischen Symptome deuten möglicherweise auf Endometriose hin?
Unspezifische Symptome wie chronische Müdigkeit, Verdauungsprobleme, Rückenschmerzen oder zyklusunabhängige Beschwerden werden bei Endometriose häufig übersehen – sind aber wichtige Hinweise, vor allem wenn sie regelmäßig und ohne erkennbare Ursache auftreten.
Unspezifische Symptome im Überblick
Symptom |
Möglicher Zusammenhang mit Endometriose |
Chronische Müdigkeit (Fatigue) |
Häufig bei systemischer Entzündungsaktivität |
Blähbauch, Völlegefühl |
Reizung durch Herde im Darmbereich oder am Bauchfell |
Durchfall oder Verstopfung |
Zyklusabhängig durch hormonelle Einflüsse oder Darmherde |
Schmerzen im unteren Rücken |
Reizung der Beckenbänder, Herde nahe Kreuzbein |
Übelkeit, Appetitlosigkeit |
Begleitsymptom bei Menstruation oder Darmbeteiligung |
Schulterschmerzen, Atemnot |
Hinweis auf thorakale Endometriose (selten, aber relevant) |
Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen |
Folge hormoneller Dysbalancen oder chronischer Schmerzen |
Schlafstörungen, Nachtschweiß |
Ausdruck vegetativer Fehlregulation |
Warum werden diese Symptome oft nicht erkannt?
- Nicht spezifisch für gynäkologische Erkrankungen
- Keine sichtbaren Befunde im Ultraschall oder Labor
- Zuweisung zu psychosomatischen Ursachen oder Reizdarm
- Schwankende Intensität über den Zyklus
- Betroffene selbst verharmlosen die Beschwerden oft
Unspezifische Beschwerden wie Fatigue, Verdauungsprobleme oder zyklisch auftretende Rückenschmerzen sind ernstzunehmende Hinweise auf Endometriose – besonders wenn sie regelmäßig auftreten oder schul-/arbeitsunfähig machen. Eine genaue Zyklusbeobachtung und interdisziplinäre Abklärung sind bei solchen Symptomen ratsam, auch ohne klassische Unterleibsschmerzen.
Wie äußert sich Endometriose bei einem unauffälligen Zyklus?
Auch bei regelmäßigem und scheinbar unauffälligem Zyklus kann Endometriose vorliegen. In solchen Fällen äußert sie sich meist durch unspezifische oder zyklusunabhängige Beschwerden wie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, chronische Müdigkeit, Verdauungsprobleme oder Rückenschmerzen – was die Diagnose erschwert.
Typische Beschwerden trotz unauffälligem Zyklus
Symptom |
Mögliche Ursache bei Endometriose |
Herde im Douglas-Raum oder an der Scheidenwand |
|
Rückenschmerzen mit Ausstrahlung |
Endometriose an Beckenbändern oder Kreuzbeinregion |
Blähbauch, Völlegefühl, Reizdarmbeschwerden |
Darmnahe Herde, chronische Reizung des Bauchfells |
Müdigkeit, Erschöpfung (Fatigue) |
Systemische Entzündung, hormonelle Dysregulation |
Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang |
Herde an Blase, Rektum oder Harnleiter |
Zyklusunabhängige Unterbauchschmerzen |
Nervenirritation, Verwachsungen, Schmerzgedächtnis |
Schulterschmerzen, Brustkorbschmerzen |
Hinweis auf seltene thorakale Endometriose |
Warum wird die Diagnose oft verzögert?
- Der regelmäßige Zyklus täuscht eine gesunde hormonelle Funktion vor.
- Symptome werden anderen Erkrankungen zugeordnet, etwa Reizdarm oder Blasenentzündung.
- Standarduntersuchungen wie Ultraschall zeigen bei oberflächlichen oder tief liegenden Herden oft keine Auffälligkeiten.
- Es fehlt die typische „zyklische Schmerzkorrelation“, wodurch Endometriose als Ursache nicht vermutet wird.
Ein regelmäßiger Zyklus schließt Endometriose keinesfalls aus. Besonders bei Frauen mit chronischen, aber unspezifischen Beschwerden sollte eine gynäkologische Abklärung erfolgen – auch wenn keine offensichtlichen Zyklusstörungen bestehen. Ein Symptomtagebuch kann helfen, versteckte zyklische Muster zu erkennen.
Können Jugendliche bereits an Endometriose erkranken – und wie erkennt man das?
Ja, Endometriose kann bereits in der Jugend auftreten – oft schon kurz nach der ersten Regelblutung (Menarche). Erste Anzeichen sind starke, krampfartige Menstruationsschmerzen, die länger anhalten, mit Übelkeit oder Erschöpfung einhergehen und durch Schmerzmittel kaum gelindert werden. Diese Symptome werden jedoch häufig als „normale Pubertätsbeschwerden“ verkannt.
Frühsymptome bei Jugendlichen – ein Überblick
Symptom |
Typische Fehldeutung |
Hinweis auf Endometriose |
Sehr starke Regelschmerzen (Dysmenorrhoe) |
„Normale Beschwerden während der Pubertät“ |
Ja – besonders bei fehlender Besserung |
Übelkeit, Kreislaufprobleme während der Periode |
Magen-Darm-Infekt, vegetative Überreaktion |
Ja – wenn zyklisch und regelmäßig |
Schulfremdbleiben an Menstruationstagen |
Psychosomatisch, Schulverweigerung |
Möglicher Hinweis bei wiederholtem Auftreten |
Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang |
Harnwegsinfekt, Reizdarm |
Zyklusabhängigkeit spricht für Endometriose |
Zyklusabhängige Rückenschmerzen |
Haltungsschäden, Wachstumsschmerzen |
Verdächtig, besonders bei gleichzeitiger Dysmenorrhoe |
Warum bleibt Endometriose bei Jugendlichen oft unerkannt?
- Fehlende Awareness bei Eltern, Lehrpersonen und Ärzten
- Tabuisierung von Menstruationsbeschwerden im familiären oder schulischen Umfeld
- Verzicht auf gynäkologische Untersuchung bei jungen Patientinnen
- Verharmlosung durch Betroffene selbst, aus Angst vor Stigmatisierung
Wichtige Hinweise für eine frühzeitige Erkennung:
- Symptomtagebuch führen: Notieren von Schmerzintensität, Dauer, Begleitbeschwerden und Zyklusphasen
- Ärztliches Gespräch suchen: Offen über Menstruationsverlauf und Beschwerden sprechen – idealerweise bei einer auf Endometriose spezialisierten Gynäkologin
- Frühzeitig abklären lassen: Eine hormonelle Behandlung auf Probe oder eine frühe Ultraschalldiagnostik kann erste Hinweise geben
Auch Teenager können an Endometriose leiden – insbesondere, wenn Regelschmerzen stark, regelmäßig und einschränkend sind. Frühzeitiges Erkennen ist entscheidend, um chronische Schmerzen, Schulversäumnisse und spätere Fertilitätsprobleme zu vermeiden. Ein sensibler Umgang mit jugendlichen Patientinnen sowie gezielte Aufklärung sind dabei essenziell.
Welche Symptome treten bei Endometriose außerhalb des Unterbauchs auf?
Endometriose kann auch außerhalb des Unterbauchs Beschwerden verursachen – etwa im Rücken, Brustkorb oder in neurologischen und systemischen Bereichen. Diese Symptome sind oft zyklusabhängig, werden aber selten mit Endometriose in Verbindung gebracht.
Endometriose-bedingte Symptome außerhalb des Unterbauchs
Körperregion |
Typische Symptome |
Mögliche Lokalisation der Herde |
Rücken / Bewegungsapparat |
Rückenschmerzen, ziehende Schmerzen in Beine oder Leiste |
Beckenbänder, Kreuzbein, Nervennahe Areale |
Brustkorb / Thorax |
Schulterschmerz, Brustkorbschmerz, Atemnot, zyklisches Husten |
Zwerchfell, Lunge (thorakale Endometriose) |
Brust / Schulter |
Schmerzen in Schulter oder Achselbereich während der Menstruation |
Reizung des Zwerchfells durch Herde oder Flüssigkeit |
Kopf / Nervensystem |
Migräne, Konzentrationsstörungen, Schwindel |
Systemische hormonelle Dysregulation |
Allgemeinsymptome |
Fatigue (chronische Erschöpfung), Schlafstörungen, Nachtschweiß |
Systemische Entzündungsprozesse, hormonelle Beteiligung |
Immunologische Reaktion |
Häufige Infekte, verstärkte Allergieneigung |
Beeinträchtigung des Immunsystems |
Besonderheit: Thorakale Endometriose
Eine seltene, aber dokumentierte Form, bei der sich Endometriose-Herde im Brustraum befinden. Typische Symptome:
- Zyklisch auftretender Brustkorbschmerz
- Schulter- oder Nackenschmerzen (rechtsseitig häufiger)
- Pneumothorax während oder kurz nach der Menstruation
- Hämoptyse (Bluthusten) in seltenen Fällen
Warum diese Symptome oft übersehen werden
- Atypische Lokalisation: Beschwerden werden nicht mit gynäkologischen Ursachen verknüpft
- Seltenheitswert: Thorakale oder extragenitale Endometriose ist wenig bekannt
- Verwechslung: Symptome ähneln anderen Erkrankungen wie Reizdarmsyndrom, Migräne oder psychosomatischen Beschwerden
Endometriose ist keine reine Unterleibserkrankung. Auch weit entfernte Organe wie Lunge, Rücken oder das Nervensystem können betroffen sein. Bei zyklisch auftretenden oder chronischen Beschwerden außerhalb des Beckens sollte auch an Endometriose gedacht werden – insbesondere, wenn Standarddiagnosen keine Erklärung liefern.
Warum wird Endometriose häufig erst spät diagnostiziert?
Endometriose wird oft erst nach vielen Jahren erkannt, weil die Symptome unspezifisch, zyklusabhängig und gesellschaftlich verharmlost sind. Auch die Diagnostik ist komplex – Standardverfahren wie Ultraschall reichen meist nicht aus.
Hauptgründe für die späte Diagnose
Faktor |
Auswirkung auf die Diagnosestellung |
Verharmlosung von Regelschmerzen |
Betroffene und Ärzt*innen halten starke Schmerzen oft für „normal“ |
Unspezifische Beschwerden |
Müdigkeit, Reizdarm, Rückenschmerzen – schwer zuzuordnen ohne gynäkologische Hinweise |
Fehlende Auffälligkeiten im Ultraschall |
Bauchfellherde und kleine Endometrioseherde sind bildgebend nicht erkennbar |
Zyklusabhängigkeit |
Beschwerden „verschwinden“ zeitweise, was sie weniger ernst erscheinen lässt |
Fehldiagnosen |
Verwechslung mit Reizdarmsyndrom, Harnwegsinfekten oder psychischen Erkrankungen |
Stigmatisierung und Tabuisierung |
Scham oder Unsicherheit hindern junge Frauen am frühzeitigen Arztbesuch |
Komplexität der Diagnose |
Laparoskopie (Bauchspiegelung) als Goldstandard ist invasiv und wird oft zu spät in Betracht gezogen |
Durchschnittliche Diagnostikdauer: 7 bis 10 Jahre
In Mitteleuropa vergehen im Schnitt 7–10 Jahre zwischen dem Auftreten erster Symptome und der gesicherten Diagnose. Betroffen sind vor allem junge Frauen, bei denen starke Menstruationsschmerzen als „Pubertätsbeschwerden“ fehlgedeutet werden.
Was kann die Diagnostik beschleunigen?
- Symptomtagebuch führen
- Frühzeitige gynäkologische Abklärung bei zyklusabhängigen Schmerzen
- Spezialisierte Endometriosezentren aufsuchen
- Bewusstsein bei Haus- und Kinderärzten schärfen
Die späte Diagnose von Endometriose ist kein Zufall, sondern ein strukturelles und kommunikatives Problem. Unspezifische Symptome, fehlendes Wissen und gesellschaftliche Tabus führen dazu, dass viele Frauen über Jahre unnötig leiden. Aufklärung und Sensibilisierung – auch im medizinischen Umfeld – sind der Schlüssel für frühzeitige Hilfe.
Welche Rolle spielen psychische und systemische Beschwerden beim Erkennen von Endometriose?
Psychische und systemische Beschwerden spielen eine zentrale, aber oft unterschätzte Rolle bei der Erkennung von Endometriose. Da diese Symptome unspezifisch sind, werden sie selten mit der gynäkologischen Grunderkrankung in Verbindung gebracht – was die Diagnose zusätzlich verzögert.
Systemische und psychische Begleitsymptome im Überblick
Symptomkategorie |
Typische Beschwerden bei Endometriose |
Mögliche Ursachen |
Psychisch |
Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, depressive Verstimmungen |
Chronische Schmerzen, hormonelle Dysbalance, Belastung |
Neurologisch |
Migräne, Schwindel, Konzentrationsprobleme |
Östrogenwirkung, entzündliche Prozesse |
Immunologisch |
Erhöhte Infektanfälligkeit, Allergieneigung, Autoimmunreaktionen |
Systemische Entzündungsprozesse |
Vegetativ |
Schlafstörungen, Nachtschweiß, Hitzewallungen, Appetitlosigkeit |
Hormonelle Dysregulation, Stressreaktion |
Allgemein |
Fatigue (chronische Erschöpfung), Leistungsminderung |
Multisystemische Beteiligung durch Entzündung und Hormone |
Warum diese Beschwerden oft übersehen werden
-
Unspezifisch: Symptome wie Müdigkeit oder Reizbarkeit treten auch bei vielen anderen Erkrankungen auf
Zyklusunabhängig: Sie folgen nicht dem typischen Menstruationsverlauf und fallen aus dem gynäkologischen Rahmen - Psychosomatische Fehldeutungen: Beschwerden werden häufig als „psychisch bedingt“ oder stressassoziiert abgetan
- Keine sichtbaren organischen Befunde: Bei normalen Ultraschall- oder Blutwerten fehlt der Verdacht auf Endometriose
Relevanz für die Diagnosestellung
Psychische und systemische Symptome können erste indirekte Hinweise auf eine tiefere hormonelle oder entzündliche Störung sein – vor allem, wenn sie regelmäßig mit dem Zyklus variieren oder sich zyklusabhängig verstärken. Besonders die Kombination aus:
- chronischer Müdigkeit (Fatigue),
- Stimmungsschwankungen oder depressiven Episoden und
- fehlender Erklärung durch andere Diagnosen
sollte Anlass geben, Endometriose differenzialdiagnostisch zu prüfen – auch bei zunächst unauffälligem gynäkologischem Befund.
Endometriose ist keine rein lokale Erkrankung des Unterleibs – sie betrifft den ganzen Organismus. Psychische und systemische Beschwerden sind Ausdruck dieser systemischen Beteiligung und spielen eine wichtige Rolle beim Erkennen der Erkrankung. Eine ganzheitliche Betrachtung der Symptome ist essentiell für eine frühzeitige Diagnose.
Welche bildgebenden Verfahren helfen bei der Diagnose von Endometriose?
Zur Diagnose von Endometriose kommen vor allem Vaginalultraschall und MRT zum Einsatz. Eine sichere Diagnosestellung ist jedoch meist nur mittels Laparoskopie (Bauchspiegelung) möglich.
Vergleich bildgebender Verfahren bei Endometrose
Verfahren |
Einsatzbereich |
Stärken |
Schwächen |
Vaginalsonographie (Ultraschall) |
Erstdiagnostik bei Verdacht auf Endometriose |
Gut geeignet zur Darstellung von Zysten (z. B. Endometriomen) |
Kleine Herde, Bauchfellherde und Verwachsungen oft nicht sichtbar |
Transabdominaler Ultraschall |
Ergänzung bei starkem Befall oder bei jungem Alter (z. B. bei Jungfrauen) |
Nicht-invasiv, schnell verfügbar |
Eingeschränkte Auflösung, nur bei großen Befunden hilfreich |
Magnetresonanztomographie (MRT) |
Bei tief infiltrierender Endometriose, insbesondere im Rektum oder Beckenbändern |
Darstellung tiefer Herde, Ausmaßbeurteilung präoperativ möglich |
Teuer, nicht flächendeckend verfügbar, nicht für Screening geeignet |
Computertomographie (CT) |
Nur bei Verdacht auf Ausbreitung außerhalb des Beckens oder Notfallindikation |
Übersicht über ganze Bauch- und Brusthöhle |
Strahlenbelastung, keine Routinediagnostik bei Endometriose |
Laparoskopie |
Goldstandard zur definitiven Diagnose und gleichzeitiger Therapie |
Direkte Sicht auf Herde, histologische Sicherung möglich |
Invasiv, Vollnarkose erforderlich |
Wichtige Hinweise zur Diagnostik
Ultraschall (vaginal/transabdominal):
- Besonders effektiv bei Endometriosezysten (Schokoladenzysten) an den Eierstöcken
- Bei erfahrenen Untersuchenden können auch Verwachsungen und größere Herde erkannt werden
MRT:
- Sinnvoll bei Verdacht auf tief infiltrierende Endometriose
- Hilfreich zur präoperativen Planung bei komplexen Fällen
Laparoskopie:
- Ermöglicht Sicht auf kleinste Herde, die in Bildgebung nicht erkennbar sind
- Optional: gleichzeitige Entfernung und Biopsie der Herde
Bildgebende Verfahren wie Ultraschall und MRT sind nützliche Instrumente zur Beurteilung von Endometrioseverdacht, insbesondere bei größeren oder tiefen Herden. Für eine gesicherte Diagnose bleibt jedoch die Bauchspiegelung der Goldstandard – sie erlaubt sowohl die genaue Beurteilung als auch die sofortige Behandlung der Endometrioseherde.
Wie kann ich Endometriose-Symptome selbst dokumentieren und richtig einordnen?
Die systematische Selbstbeobachtung und Dokumentation der Beschwerden – insbesondere im Hinblick auf den Zyklus – kann entscheidend zur frühzeitigen Erkennung und korrekten Einordnung von Endometriose beitragen. Ein Symptomtagebuch hilft sowohl Betroffenen als auch Ärzt:innen, Muster zu erkennen und fundierte Entscheidungen zu treffen.
Was sollte dokumentiert werden?
Kategorie |
Beispiele für zu beobachtende Aspekte |
Schmerzverlauf |
Zeitpunkt (zyklusabhängig?), Intensität (Skala 1–10), Dauer, Art (krampfartig, stechend, ziehend) |
Lokalisation der Schmerzen |
Unterbauch, Rücken, Beine, Darm, Blase, Schulter, Brustkorb |
Menstruation |
Zykluslänge, Dauer, Blutungsstärke, Zwischenblutungen |
Begleitsymptome |
Müdigkeit, Übelkeit, Blähungen, Durchfall, Schmerzen beim Sex oder Wasserlassen |
Medikamenteneinnahme |
Welche Schmerzmittel? In welcher Dosierung? Wirkung spürbar? |
Allgemeinbefinden & Psyche |
Stimmung, Schlafqualität, Konzentration, Erschöpfung, depressive Verstimmungen |
Hilfreiche Hilfsmittel zur Dokumentation
Methode |
Beschreibung |
Klassisches Tagebuch |
Handschriftlich oder digital mit täglicher Notiz zu Schmerzen, Zyklus, Stimmung |
Apps |
z. B. Endo-App, Clue, MySysters – oft mit Kalender-, Analyse- und Exportfunktion |
Vorlagen & Tabellen |
Strukturierte PDF-Formulare oder Excel-Tabellen zur symptomatischen Übersicht |
Zykluskalender |
Ergänzt um Beschwerden – ideal zur Visualisierung zyklusabhängiger Muster |
Wie hilft die Dokumentation beim Arztbesuch?
- Objektive Grundlage für die Anamnese
- Nachweis zyklusabhängiger Beschwerden
- Argumentationshilfe bei Verdacht auf Endometriose
- Entscheidungsgrundlage für weiterführende Diagnostik (z. B. Laparoskopie)
- Verlaufskontrolle bei medikamentöser oder operativer Therapie
Ein strukturiertes Symptomtagebuch ist ein zentrales Werkzeug zur Selbsteinschätzung und ärztlichen Kommunikation bei Verdacht auf Endometriose. Es hilft, Beschwerden sichtbar zu machen, die sonst als „unspezifisch“ abgetan würden – und ermöglicht so eine fundierte Diagnostik und frühzeitige Behandlung.