Endometriose erkennen

Früherkennung ist bei Endometriose entscheidend, um chronische Schmerzen, Organbeteiligung und Unfruchtbarkeit zu vermeiden. Die ersten Anzeichen sind häufig zyklusabhängig: Dazu zählen krampfartige Unterbauchschmerzen vor und während der Menstruation, starke Regelblutungen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und Beschwerden beim Wasserlassen oder Stuhlgang. Auch unspezifische Symptome wie chronische Müdigkeit, Rückenschmerzen, Verdauungsprobleme oder Stimmungsschwankungen können Frühwarnzeichen sein – besonders wenn sie regelmäßig und zyklisch auftreten. Endometriose kann bereits im Jugendalter beginnen und bleibt aufgrund der Ähnlichkeit zu normalen Menstruationsbeschwerden oft über Jahre unerkannt. Ein regelmäßiger Zyklus schließt die Erkrankung nicht aus; selbst ohne typische Regelschmerzen können Herde Beschwerden verursachen, z. B. durch Nervenirritationen oder Organverwachsungen. Um Endometriose frühzeitig zu erkennen, ist eine differenzierte Betrachtung des individuellen Beschwerdebilds erforderlich. Ein strukturiertes Symptomtagebuch kann helfen, zyklische Muster sichtbar zu machen und die Diagnostik zu beschleunigen. Die Kombination aus typischen, unspezifischen und systemischen Beschwerden liefert wichtige Hinweise auf ein mögliches Frühstadium der Erkrankung.
Philip Schmiedhofer, MSc

Autor

Philip Schmiedhofer, MSc

Inhaltsverzeichnis

Welche ersten Anzeichen können auf Endometriose hindeuten?

Frühe Anzeichen einer Endometriose sind häufig zyklusabhängige Unterbauchschmerzen, starke Regelschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie Verdauungs- oder Harnwegssymptome rund um die Menstruation.

Wie unterscheidet man Endometriose-Schmerzen von normalen Regelschmerzen?

Endometriose-Schmerzen sind meist stärker, beginnen früher im Zyklus, halten länger an und lassen sich schlechter mit Schmerzmitteln kontrollieren als normale Regelschmerzen.

Welche unspezifischen Symptome deuten möglicherweise auf Endometriose hin?

Unspezifische Symptome wie chronische Müdigkeit, Verdauungsprobleme, Rückenschmerzen oder zyklusunabhängige Beschwerden werden bei Endometriose häufig übersehen – sind aber wichtige Hinweise, vor allem wenn sie regelmäßig und ohne erkennbare Ursache auftreten.

Wie äußert sich Endometriose bei einem unauffälligen Zyklus?

Auch bei regelmäßigem und scheinbar unauffälligem Zyklus kann Endometriose vorliegen.

Können Jugendliche bereits an Endometriose erkranken – und wie erkennt man das?

Ja, Endometriose kann bereits in der Jugend auftreten – oft schon kurz nach der ersten Regelblutung (Menarche).

Welche Symptome treten bei Endometriose außerhalb des Unterbauchs auf?

Endometriose kann auch außerhalb des Unterbauchs Beschwerden verursachen – etwa im Rücken, Brustkorb oder in neurologischen und systemischen Bereichen.

Warum wird Endometriose häufig erst spät diagnostiziert?

Endometriose wird oft erst nach vielen Jahren erkannt, weil die Symptome unspezifisch, zyklusabhängig und gesellschaftlich verharmlost sind.

Welche Rolle spielen psychische und systemische Beschwerden beim Erkennen von Endometriose?

Psychische und systemische Beschwerden spielen eine zentrale, aber oft unterschätzte Rolle bei der Erkennung von Endometriose.

Welche bildgebenden Verfahren helfen bei der Diagnose von Endometriose?

Zur Diagnose von Endometriose kommen vor allem Vaginalultraschall und MRT zum Einsatz.

Wie kann ich Endometriose-Symptome selbst dokumentieren und richtig einordnen?

Die systematische Selbstbeobachtung und Dokumentation der Beschwerden – insbesondere im Hinblick auf den Zyklus – kann entscheidend zur frühzeitigen Erkennung und korrekten Einordnung von Endometriose beitragen.

Welche ersten Anzeichen können auf Endometriose hindeuten?

Frühe Anzeichen einer Endometriose sind häufig zyklusabhängige Unterbauchschmerzen, starke Regelschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie Verdauungs- oder Harnwegssymptome rund um die Menstruation. Auch unspezifische Beschwerden wie Müdigkeit oder Erschöpfung können Hinweise auf ein frühes Krankheitsstadium sein.

Endometriose erkennen Symptome

Frühwarnzeichen der Endometriose im Überblick

Endometriose kann sich bereits kurz nach der Menarche – also der ersten Regelblutung – bemerkbar machen. Viele Symptome ähneln zunächst normalen Regelschmerzen, treten aber intensiver, länger oder in ungewöhnlichen Kontexten auf.

Symptom

Häufigkeit bei Endometriose

Hinweis auf frühes Stadium

Krampfartige Schmerzen vor und während der Periode

Sehr häufig

Ja

Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)

Häufig

Ja

Rückenschmerzen, zyklusabhängig

Häufig

Ja

Schmerzen beim Stuhlgang oder Wasserlassen (zyklisch)

Möglich

Möglicherweise

Starke oder verlängerte Monatsblutung

Häufig

Ja

Übelkeit, Durchfall, Blähbauch während der Menstruation

Gelegentlich

Teilweise

Müdigkeit, Erschöpfung (Fatigue)

Sehr häufig, aber unspezifisch

Häufig übersehen

Zyklusunabhängige Unterbauchschmerzen

Fortgeschrittenes Stadium

Möglich, bei früher Nervenirritation

Hinweis auf versteckte Frühformen

  • Tiefinfiltrierende Endometriose kann bereits in jungen Jahren zu Schmerzen beim Sitzen, Verstopfung oder Ausstrahlung in Rücken und Beine führen.

  • Adenomyose (Endometriose in der Gebärmutterwand) äußert sich oft durch lange und schmerzhafte Menstruationsblutungen.

Wer regelmäßig unter starken Regelschmerzen, zyklusabhängigen Rückenschmerzen oder Beschwerden beim Stuhlgang leidet, sollte frühzeitig ärztliche Abklärung suchen – besonders, wenn Schmerzmittel kaum Wirkung zeigen. Eine systematische Symptomdokumentation, z. B. in einem Zyklustagebuch, kann die Früherkennung erleichtern und den Weg zur Diagnose verkürzen.

Wie unterscheidet man Endometriose-Schmerzen von normalen Regelschmerzen?

Endometriose-Schmerzen sind meist stärker, beginnen früher im Zyklus, halten länger an und lassen sich schlechter mit Schmerzmitteln kontrollieren als normale Regelschmerzen. Zudem treten sie häufig außerhalb der Menstruation auf oder betreffen auch andere Körperregionen wie Rücken, Darm oder Blase.

Vergleich: Normale Regelschmerzen vs. Endometriose-Schmerzen

Merkmal

Normale Regelschmerzen

Endometriose-Schmerzen

Beginn der Schmerzen

Mit Einsetzen der Periode

Tage vor der Menstruation, oft anhaltend

Schmerzintensität

Leicht bis mäßig

Mittel bis stark, oft kaum mit NSAR behandelbar

Dauer der Schmerzen

1–2 Tage

Mehrere Tage bis dauerhaft (chronisch)

Ort der Schmerzen

Unterbauch

Unterbauch, Rücken, Leisten, Beine, Schulter, After

Begleitbeschwerden

Selten

Müdigkeit, Übelkeit, Schmerzen beim Sex/Stuhlgang/Urinieren

Zyklusabhängigkeit

Stark gebunden an Periode

Kann auch außerhalb der Periode auftreten

Ansprechen auf Schmerzmittel

Gute Wirkung von Ibuprofen oder Naproxen

Oft unzureichende Linderung mit Standardmedikation

Weitere Hinweise auf Endometriose:

Während normale Regelschmerzen meist gut beherrschbar und auf die Menstruation begrenzt sind, zeigen Endometriose-Schmerzen ein komplexeres, intensiveres und oft auch chronisches Beschwerdebild. Frauen mit auffälligem Schmerzverlauf sollten gynäkologisch abgeklärt werden – insbesondere bei therapieresistenter oder zyklusunabhängiger Symptomatik.

Welche unspezifischen Symptome deuten möglicherweise auf Endometriose hin?

Unspezifische Symptome wie chronische Müdigkeit, Verdauungsprobleme, Rückenschmerzen oder zyklusunabhängige Beschwerden werden bei Endometriose häufig übersehen – sind aber wichtige Hinweise, vor allem wenn sie regelmäßig und ohne erkennbare Ursache auftreten.

Unspezifische Symptome im Überblick

Symptom

Möglicher Zusammenhang mit Endometriose

Chronische Müdigkeit (Fatigue)

Häufig bei systemischer Entzündungsaktivität

Blähbauch, Völlegefühl

Reizung durch Herde im Darmbereich oder am Bauchfell

Durchfall oder Verstopfung

Zyklusabhängig durch hormonelle Einflüsse oder Darmherde

Schmerzen im unteren Rücken

Reizung der Beckenbänder, Herde nahe Kreuzbein

Übelkeit, Appetitlosigkeit

Begleitsymptom bei Menstruation oder Darmbeteiligung

Schulterschmerzen, Atemnot

Hinweis auf thorakale Endometriose (selten, aber relevant)

Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen

Folge hormoneller Dysbalancen oder chronischer Schmerzen

Schlafstörungen, Nachtschweiß

Ausdruck vegetativer Fehlregulation

Warum werden diese Symptome oft nicht erkannt?

  • Nicht spezifisch für gynäkologische Erkrankungen
  • Keine sichtbaren Befunde im Ultraschall oder Labor
  • Zuweisung zu psychosomatischen Ursachen oder Reizdarm
  • Schwankende Intensität über den Zyklus
  • Betroffene selbst verharmlosen die Beschwerden oft

Unspezifische Beschwerden wie Fatigue, Verdauungsprobleme oder zyklisch auftretende Rückenschmerzen sind ernstzunehmende Hinweise auf Endometriose – besonders wenn sie regelmäßig auftreten oder schul-/arbeitsunfähig machen. Eine genaue Zyklusbeobachtung und interdisziplinäre Abklärung sind bei solchen Symptomen ratsam, auch ohne klassische Unterleibsschmerzen.

Wie äußert sich Endometriose bei einem unauffälligen Zyklus?

Auch bei regelmäßigem und scheinbar unauffälligem Zyklus kann Endometriose vorliegen. In solchen Fällen äußert sie sich meist durch unspezifische oder zyklusunabhängige Beschwerden wie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, chronische Müdigkeit, Verdauungsprobleme oder Rückenschmerzen – was die Diagnose erschwert.

Endometriose erkennen Zyklus

Typische Beschwerden trotz unauffälligem Zyklus

Symptom

Mögliche Ursache bei Endometriose

Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

Herde im Douglas-Raum oder an der Scheidenwand

Rückenschmerzen mit Ausstrahlung

Endometriose an Beckenbändern oder Kreuzbeinregion

Blähbauch, Völlegefühl, Reizdarmbeschwerden

Darmnahe Herde, chronische Reizung des Bauchfells

Müdigkeit, Erschöpfung (Fatigue)

Systemische Entzündung, hormonelle Dysregulation

Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang

Herde an Blase, Rektum oder Harnleiter

Zyklusunabhängige Unterbauchschmerzen

Nervenirritation, Verwachsungen, Schmerzgedächtnis

Schulterschmerzen, Brustkorbschmerzen

Hinweis auf seltene thorakale Endometriose

Warum wird die Diagnose oft verzögert?

  • Der regelmäßige Zyklus täuscht eine gesunde hormonelle Funktion vor.
  • Symptome werden anderen Erkrankungen zugeordnet, etwa Reizdarm oder Blasenentzündung.
  • Standarduntersuchungen wie Ultraschall zeigen bei oberflächlichen oder tief liegenden Herden oft keine Auffälligkeiten.
  • Es fehlt die typische „zyklische Schmerzkorrelation“, wodurch Endometriose als Ursache nicht vermutet wird.

Ein regelmäßiger Zyklus schließt Endometriose keinesfalls aus. Besonders bei Frauen mit chronischen, aber unspezifischen Beschwerden sollte eine gynäkologische Abklärung erfolgen – auch wenn keine offensichtlichen Zyklusstörungen bestehen. Ein Symptomtagebuch kann helfen, versteckte zyklische Muster zu erkennen.

Können Jugendliche bereits an Endometriose erkranken – und wie erkennt man das?

Ja, Endometriose kann bereits in der Jugend auftreten – oft schon kurz nach der ersten Regelblutung (Menarche). Erste Anzeichen sind starke, krampfartige Menstruationsschmerzen, die länger anhalten, mit Übelkeit oder Erschöpfung einhergehen und durch Schmerzmittel kaum gelindert werden. Diese Symptome werden jedoch häufig als „normale Pubertätsbeschwerden“ verkannt.

Frühsymptome bei Jugendlichen – ein Überblick

Symptom

Typische Fehldeutung

Hinweis auf Endometriose

Sehr starke Regelschmerzen (Dysmenorrhoe)

„Normale Beschwerden während der Pubertät“

Ja – besonders bei fehlender Besserung

Übelkeit, Kreislaufprobleme während der Periode

Magen-Darm-Infekt, vegetative Überreaktion

Ja – wenn zyklisch und regelmäßig

Schulfremdbleiben an Menstruationstagen

Psychosomatisch, Schulverweigerung

Möglicher Hinweis bei wiederholtem Auftreten

Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang

Harnwegsinfekt, Reizdarm

Zyklusabhängigkeit spricht für Endometriose

Zyklusabhängige Rückenschmerzen

Haltungsschäden, Wachstumsschmerzen

Verdächtig, besonders bei gleichzeitiger Dysmenorrhoe

Warum bleibt Endometriose bei Jugendlichen oft unerkannt?

  • Fehlende Awareness bei Eltern, Lehrpersonen und Ärzten
  • Tabuisierung von Menstruationsbeschwerden im familiären oder schulischen Umfeld
  • Verzicht auf gynäkologische Untersuchung bei jungen Patientinnen
  • Verharmlosung durch Betroffene selbst, aus Angst vor Stigmatisierung

Wichtige Hinweise für eine frühzeitige Erkennung:

  • Symptomtagebuch führen: Notieren von Schmerzintensität, Dauer, Begleitbeschwerden und Zyklusphasen
  • Ärztliches Gespräch suchen: Offen über Menstruationsverlauf und Beschwerden sprechen – idealerweise bei einer auf Endometriose spezialisierten Gynäkologin
  • Frühzeitig abklären lassen: Eine hormonelle Behandlung auf Probe oder eine frühe Ultraschalldiagnostik kann erste Hinweise geben

Auch Teenager können an Endometriose leiden – insbesondere, wenn Regelschmerzen stark, regelmäßig und einschränkend sind. Frühzeitiges Erkennen ist entscheidend, um chronische Schmerzen, Schulversäumnisse und spätere Fertilitätsprobleme zu vermeiden. Ein sensibler Umgang mit jugendlichen Patientinnen sowie gezielte Aufklärung sind dabei essenziell.

Welche Symptome treten bei Endometriose außerhalb des Unterbauchs auf?

Endometriose kann auch außerhalb des Unterbauchs Beschwerden verursachen – etwa im Rücken, Brustkorb oder in neurologischen und systemischen Bereichen. Diese Symptome sind oft zyklusabhängig, werden aber selten mit Endometriose in Verbindung gebracht.

Endometriose-bedingte Symptome außerhalb des Unterbauchs

Körperregion

Typische Symptome

Mögliche Lokalisation der Herde

Rücken / Bewegungsapparat

Rückenschmerzen, ziehende Schmerzen in Beine oder Leiste

Beckenbänder, Kreuzbein, Nervennahe Areale

Brustkorb / Thorax

Schulterschmerz, Brustkorbschmerz, Atemnot, zyklisches Husten

Zwerchfell, Lunge (thorakale Endometriose)

Brust / Schulter

Schmerzen in Schulter oder Achselbereich während der Menstruation

Reizung des Zwerchfells durch Herde oder Flüssigkeit

Kopf / Nervensystem

Migräne, Konzentrationsstörungen, Schwindel

Systemische hormonelle Dysregulation

Allgemeinsymptome

Fatigue (chronische Erschöpfung), Schlafstörungen, Nachtschweiß

Systemische Entzündungsprozesse, hormonelle Beteiligung

Immunologische Reaktion

Häufige Infekte, verstärkte Allergieneigung

Beeinträchtigung des Immunsystems

Besonderheit: Thorakale Endometriose

Eine seltene, aber dokumentierte Form, bei der sich Endometriose-Herde im Brustraum befinden. Typische Symptome:

  • Zyklisch auftretender Brustkorbschmerz
  • Schulter- oder Nackenschmerzen (rechtsseitig häufiger)
  • Pneumothorax während oder kurz nach der Menstruation
  • Hämoptyse (Bluthusten) in seltenen Fällen

Warum diese Symptome oft übersehen werden

  • Atypische Lokalisation: Beschwerden werden nicht mit gynäkologischen Ursachen verknüpft
  • Seltenheitswert: Thorakale oder extragenitale Endometriose ist wenig bekannt
  • Verwechslung: Symptome ähneln anderen Erkrankungen wie Reizdarmsyndrom, Migräne oder psychosomatischen Beschwerden

Endometriose ist keine reine Unterleibserkrankung. Auch weit entfernte Organe wie Lunge, Rücken oder das Nervensystem können betroffen sein. Bei zyklisch auftretenden oder chronischen Beschwerden außerhalb des Beckens sollte auch an Endometriose gedacht werden – insbesondere, wenn Standarddiagnosen keine Erklärung liefern.

Warum wird Endometriose häufig erst spät diagnostiziert?

Endometriose wird oft erst nach vielen Jahren erkannt, weil die Symptome unspezifisch, zyklusabhängig und gesellschaftlich verharmlost sind. Auch die Diagnostik ist komplex – Standardverfahren wie Ultraschall reichen meist nicht aus.

Hauptgründe für die späte Diagnose

Faktor

Auswirkung auf die Diagnosestellung

Verharmlosung von Regelschmerzen

Betroffene und Ärzt*innen halten starke Schmerzen oft für „normal“

Unspezifische Beschwerden

Müdigkeit, Reizdarm, Rückenschmerzen – schwer zuzuordnen ohne gynäkologische Hinweise

Fehlende Auffälligkeiten im Ultraschall

Bauchfellherde und kleine Endometrioseherde sind bildgebend nicht erkennbar

Zyklusabhängigkeit

Beschwerden „verschwinden“ zeitweise, was sie weniger ernst erscheinen lässt

Fehldiagnosen

Verwechslung mit Reizdarmsyndrom, Harnwegsinfekten oder psychischen Erkrankungen

Stigmatisierung und Tabuisierung

Scham oder Unsicherheit hindern junge Frauen am frühzeitigen Arztbesuch

Komplexität der Diagnose

Laparoskopie (Bauchspiegelung) als Goldstandard ist invasiv und wird oft zu spät in Betracht gezogen

Durchschnittliche Diagnostikdauer: 7 bis 10 Jahre

In Mitteleuropa vergehen im Schnitt 7–10 Jahre zwischen dem Auftreten erster Symptome und der gesicherten Diagnose. Betroffen sind vor allem junge Frauen, bei denen starke Menstruationsschmerzen als „Pubertätsbeschwerden“ fehlgedeutet werden.

Was kann die Diagnostik beschleunigen?

  • Symptomtagebuch führen
  • Frühzeitige gynäkologische Abklärung bei zyklusabhängigen Schmerzen
  • Spezialisierte Endometriosezentren aufsuchen
  • Bewusstsein bei Haus- und Kinderärzten schärfen

Die späte Diagnose von Endometriose ist kein Zufall, sondern ein strukturelles und kommunikatives Problem. Unspezifische Symptome, fehlendes Wissen und gesellschaftliche Tabus führen dazu, dass viele Frauen über Jahre unnötig leiden. Aufklärung und Sensibilisierung – auch im medizinischen Umfeld – sind der Schlüssel für frühzeitige Hilfe.

Welche Rolle spielen psychische und systemische Beschwerden beim Erkennen von Endometriose?

Psychische und systemische Beschwerden spielen eine zentrale, aber oft unterschätzte Rolle bei der Erkennung von Endometriose. Da diese Symptome unspezifisch sind, werden sie selten mit der gynäkologischen Grunderkrankung in Verbindung gebracht – was die Diagnose zusätzlich verzögert.

Systemische und psychische Begleitsymptome im Überblick

Symptomkategorie

Typische Beschwerden bei Endometriose

Mögliche Ursachen

Psychisch

Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, depressive Verstimmungen

Chronische Schmerzen, hormonelle Dysbalance, Belastung

Neurologisch

Migräne, Schwindel, Konzentrationsprobleme

Östrogenwirkung, entzündliche Prozesse

Immunologisch

Erhöhte Infektanfälligkeit, Allergieneigung, Autoimmunreaktionen

Systemische Entzündungsprozesse

Vegetativ

Schlafstörungen, Nachtschweiß, Hitzewallungen, Appetitlosigkeit

Hormonelle Dysregulation, Stressreaktion

Allgemein

Fatigue (chronische Erschöpfung), Leistungsminderung

Multisystemische Beteiligung durch Entzündung und Hormone

Warum diese Beschwerden oft übersehen werden

  • Unspezifisch: Symptome wie Müdigkeit oder Reizbarkeit treten auch bei vielen anderen Erkrankungen auf
    Zyklusunabhängig: Sie folgen nicht dem typischen Menstruationsverlauf und fallen aus dem gynäkologischen Rahmen
  • Psychosomatische Fehldeutungen: Beschwerden werden häufig als „psychisch bedingt“ oder stressassoziiert abgetan
  • Keine sichtbaren organischen Befunde: Bei normalen Ultraschall- oder Blutwerten fehlt der Verdacht auf Endometriose

Relevanz für die Diagnosestellung

Psychische und systemische Symptome können erste indirekte Hinweise auf eine tiefere hormonelle oder entzündliche Störung sein – vor allem, wenn sie regelmäßig mit dem Zyklus variieren oder sich zyklusabhängig verstärken. Besonders die Kombination aus:

  • chronischer Müdigkeit (Fatigue),
  • Stimmungsschwankungen oder depressiven Episoden und
  • fehlender Erklärung durch andere Diagnosen

sollte Anlass geben, Endometriose differenzialdiagnostisch zu prüfen – auch bei zunächst unauffälligem gynäkologischem Befund.

Endometriose erkennen Schmerzen

Endometriose ist keine rein lokale Erkrankung des Unterleibs – sie betrifft den ganzen Organismus. Psychische und systemische Beschwerden sind Ausdruck dieser systemischen Beteiligung und spielen eine wichtige Rolle beim Erkennen der Erkrankung. Eine ganzheitliche Betrachtung der Symptome ist essentiell für eine frühzeitige Diagnose.

Welche bildgebenden Verfahren helfen bei der Diagnose von Endometriose?

Zur Diagnose von Endometriose kommen vor allem Vaginalultraschall und MRT zum Einsatz. Eine sichere Diagnosestellung ist jedoch meist nur mittels Laparoskopie (Bauchspiegelung) möglich.

Vergleich bildgebender Verfahren bei Endometrose

Verfahren

Einsatzbereich

Stärken

Schwächen

Vaginalsonographie (Ultraschall)

Erstdiagnostik bei Verdacht auf Endometriose

Gut geeignet zur Darstellung von Zysten (z. B. Endometriomen)

Kleine Herde, Bauchfellherde und Verwachsungen oft nicht sichtbar

Transabdominaler Ultraschall

Ergänzung bei starkem Befall oder bei jungem Alter (z. B. bei Jungfrauen)

Nicht-invasiv, schnell verfügbar

Eingeschränkte Auflösung, nur bei großen Befunden hilfreich

Magnetresonanztomographie (MRT)

Bei tief infiltrierender Endometriose, insbesondere im Rektum oder Beckenbändern

Darstellung tiefer Herde, Ausmaßbeurteilung präoperativ möglich

Teuer, nicht flächendeckend verfügbar, nicht für Screening geeignet

Computertomographie (CT)

Nur bei Verdacht auf Ausbreitung außerhalb des Beckens oder Notfallindikation

Übersicht über ganze Bauch- und Brusthöhle

Strahlenbelastung, keine Routinediagnostik bei Endometriose

Laparoskopie

Goldstandard zur definitiven Diagnose und gleichzeitiger Therapie

Direkte Sicht auf Herde, histologische Sicherung möglich

Invasiv, Vollnarkose erforderlich

Wichtige Hinweise zur Diagnostik

Ultraschall (vaginal/transabdominal):

  • Besonders effektiv bei Endometriosezysten (Schokoladenzysten) an den Eierstöcken
  • Bei erfahrenen Untersuchenden können auch Verwachsungen und größere Herde erkannt werden

MRT:

  • Sinnvoll bei Verdacht auf tief infiltrierende Endometriose
  • Hilfreich zur präoperativen Planung bei komplexen Fällen

Laparoskopie:

  • Ermöglicht Sicht auf kleinste Herde, die in Bildgebung nicht erkennbar sind
  • Optional: gleichzeitige Entfernung und Biopsie der Herde

Bildgebende Verfahren wie Ultraschall und MRT sind nützliche Instrumente zur Beurteilung von Endometrioseverdacht, insbesondere bei größeren oder tiefen Herden. Für eine gesicherte Diagnose bleibt jedoch die Bauchspiegelung der Goldstandard – sie erlaubt sowohl die genaue Beurteilung als auch die sofortige Behandlung der Endometrioseherde.

Wie kann ich Endometriose-Symptome selbst dokumentieren und richtig einordnen?

Die systematische Selbstbeobachtung und Dokumentation der Beschwerden – insbesondere im Hinblick auf den Zyklus – kann entscheidend zur frühzeitigen Erkennung und korrekten Einordnung von Endometriose beitragen. Ein Symptomtagebuch hilft sowohl Betroffenen als auch Ärzt:innen, Muster zu erkennen und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Was sollte dokumentiert werden?

Kategorie

Beispiele für zu beobachtende Aspekte

Schmerzverlauf

Zeitpunkt (zyklusabhängig?), Intensität (Skala 1–10), Dauer, Art (krampfartig, stechend, ziehend)

Lokalisation der Schmerzen

Unterbauch, Rücken, Beine, Darm, Blase, Schulter, Brustkorb

Menstruation

Zykluslänge, Dauer, Blutungsstärke, Zwischenblutungen

Begleitsymptome

Müdigkeit, Übelkeit, Blähungen, Durchfall, Schmerzen beim Sex oder Wasserlassen

Medikamenteneinnahme

Welche Schmerzmittel? In welcher Dosierung? Wirkung spürbar?

Allgemeinbefinden & Psyche

Stimmung, Schlafqualität, Konzentration, Erschöpfung, depressive Verstimmungen

Hilfreiche Hilfsmittel zur Dokumentation

Methode

Beschreibung

Klassisches Tagebuch

Handschriftlich oder digital mit täglicher Notiz zu Schmerzen, Zyklus, Stimmung

Apps

z. B. Endo-App, Clue, MySysters – oft mit Kalender-, Analyse- und Exportfunktion

Vorlagen & Tabellen

Strukturierte PDF-Formulare oder Excel-Tabellen zur symptomatischen Übersicht

Zykluskalender

Ergänzt um Beschwerden – ideal zur Visualisierung zyklusabhängiger Muster

Wie hilft die Dokumentation beim Arztbesuch?

  • Objektive Grundlage für die Anamnese
  • Nachweis zyklusabhängiger Beschwerden
  • Argumentationshilfe bei Verdacht auf Endometriose
  • Entscheidungsgrundlage für weiterführende Diagnostik (z. B. Laparoskopie)
  • Verlaufskontrolle bei medikamentöser oder operativer Therapie

Ein strukturiertes Symptomtagebuch ist ein zentrales Werkzeug zur Selbsteinschätzung und ärztlichen Kommunikation bei Verdacht auf Endometriose. Es hilft, Beschwerden sichtbar zu machen, die sonst als „unspezifisch“ abgetan würden – und ermöglicht so eine fundierte Diagnostik und frühzeitige Behandlung.

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Philip Schmiedhofer, MSc

Philip Schmiedhofer, MSc

Medizintechniker & Neurowissenschafter

Philip ist Geschäftsführer und Mitgründer der cannmedic GmbH. Mit einem Studium der Medizintechnik und Molekularbiologie, spezialisiert auf Neurowissenschaften und dem Fokus auf Cannabinoide, gilt er als anerkannter Experte für die Anwendung von Cannabinoiden in der Medizin. Als Medizinprodukteberater leitet er den Vertrieb von cannmedic und bietet spezialisierte Beratung für medizinische Fachkreise. Seine Expertise umfasst die Entwicklung und den Vertrieb von Cannabinoid-basierten Produkten. Im Bereich Forschung beteiligt er sich an bedeutender Grundlagenforschung am Zentrum für Hirnforschung der Medizinischen Universität Wien. Als Mitgründer und aktueller Geschäftsführer der cannhelp GmbH, einem Vorreiter im CBD-Sektor, verfügt er über langjährige unternehmerische Erfahrung. Darüber hinaus unterhält er ein weitreichendes Netzwerk in der Branche und berät international agierende Unternehmen im Bereich medizinischer Cannabinoide.